Zur Zukunft, die mal besser war

Beim Blick zurück verklärt sich manches gern zur behaglichen Idylle. Sieht halt vieles ein wenig milder gestimmt aus, mit der Patina der alten Fotos, die man natürlich auch ab Freitag im Martin-Gropius-Bau sehen darf, bei der Ausstellung zu Karl Valentin (1882–1948). Weil dieser abgründig komische Kauz, der Wortzerklauber, halt noch mit Schellack-Schallplatten hantierte, mit altertümlichen Telefonen und dem sonstigen Gründervaterinventar, bei dem man sich dann schon erst mal wieder klarmachen muss, dass das alles in seiner Zeit als technische Herausforderung brandneu war. Früher halt, als auch die Zukunft noch besser war, wie der Karl Valentin ja wusste, der sich überhaupt bestens mit der Zeitenfolge auskannte: „Heute“, hat er gesagt, „ist die gute, alte Zeit von morgen.“ Ein Bastler war er, und als begeisterter Medienhandwerker hielt er sich technisch immer auf der Höhe seiner Zeit. Manchmal wollte Valentin (im Foto in seinem Stummfilm „Der Sonderling“, 1929) ihr sogar ein wenig voraus sein, als er zum Beispiel am Ende der Stummfilmära mit einer Livegeräusch-Performance seinen eigenen Tonfilm erfand. Statt einer biografischen Annäherung an den Komiker steht deswegen also bei der mit über 300 Exponaten bestückten Ausstellung über den „Filmpionier und Medienarbeiter“ der komplexe Medienbezug von Valentins Arbeit im Zentrum. Illustriert mit Fotos, Plakaten, Zeichnungen, Originalhandschriften, Schallplatten und natürlich auch Valentins Filmen, im Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7. Ausstellungsdauer bis 21. April, Mittwoch bis Montag 10 bis 20 Uhr. Eintritt 4/3 Euro. TM