Redouane E. H. zu Freiheitsstrafe verurteilt

Oberlandesgericht Schleswig hält den Kieler für schuldig, im Sudan eine terroristische Vereinigung gegründet und das Terror-Netzwerk al-Qaida unterstützt zu haben. Taten sollen größtenteils im Internet begangen worden sein

Das Oberlandesgericht Schleswig hat den Kieler „Terrorhelfer“ Redouane E. H. am Donnerstag zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass E. H. im Sommer 2006 eine ausländische terroristische Vereinigung gegründet hat, die auf Seiten von al-Qaida in den Bürgerkrieg im Sudan eingreifen sollte. Außerdem habe er al-Qaida im Irak durch Geldüberweisungen und organisatorische Hilfe unterstützt.

Der 38-jährige Deutsche marokkanischer Herkunft war im Juli 2006 am Hamburger Dammtorbahnhof festgenom-men worden. Er war in Verdacht geraten, al-Qaida zu unterstützen, weil er versucht hatte, Kontakt zur ehemaligen Frau von Said Bahaji aufzunehmen. Dieser soll der Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta angehört haben, die die Anschläge vom 11. September 2001 organisierte. Bahaji wird seit Jahren gesucht. Die Polizei überwachte E. H. und wurde vor allem durch dessen Chats im Internet alarmiert: Hier wurden militant-islamistische Ansichten ausgetauscht. E. H. half dort, Reisen in den Nahen Osten zu organisieren mit dem Ziel, Kämpfer in den Irak einzuschleusen. Zudem chattete er über die Lage im Sudan und die Notwendigkeit, sich in den dortigen Bürgerkrieg einzumischen. Die Polizei schlug zu, als sie E. H. auf dem Weg in den Sudan wähnte. In der Tasche hatte er allerdings einen Visumsantrag für Jordanien.

In einer Vorbemerkung wies das Gericht gestern darauf hin, dass sich ein großer Teil der Taten im Internet abgespielt habe, was sie zwar weniger fasslich mache. Aber: „Die Taten landen letztlich im wirklichen Leben“, sagte der vorsitzende Richter Matthias Hohmann. Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Organisationen, auf die sich E. H.s Internet-Aktivitäten bezogen, existierten. Sie träten „selbst mit ihren Anliegen an die Öffentlichkeit“, sagte Hohmann. Ebenso belegt und zum Teil bestätigt sei die Beziehung E. H.s zu diesen Organisationen. Er habe zugegeben, dass er 2005 bereit gewesen wäre, selbst als Kämpfer in den Irak zu gehen. Er sei bereit gewesen, Bahajis Frau zu ihrem Mann nach Pakistan zu bringen. Er habe den Empfänger der Geldüberweisungen in Damaskus getroffen und selbst zugegeben, in Algerien einen Sprengstoff-Kurs besuchen zu wollen.

Auslöser für die Gründung der terroristischen Vereinigung im Sudan sei ein Aufruf Osama bin Ladens gewesen. Redouane E. H. habe darauf reagiert. Es hätten sich Interessenten zusammengefunden, die auch aktiv geworden seien. Einer sei in den Sudan gereist, es sei ein Fahrzeug beschafft und Geld angeboten worden. „Diese Gruppe hat sich gegründet“, sagte der Vorsitzende. „Das war keine Vorgründungs-GmbH.“ GERNOT KNÖDLER