Trauriger Journalismus

betr.: „NRW, trauriges Land“ von Chr. Füller, taz zwei vom 18. 1. 08

Was war eigentlich die „steile These“ in dem Kommentar? Dass die Kohlekumpels im Ruhrgebiet nicht zu retten sind und die PolitikerInnen das verpennt haben. Und was hat das mit den Geschäftsgebaren von Nokia zu tun?

Wenig, denn diese Geschichte hätte sich überall zutragen können: in Bremen, Buxtehude, Bochum oder Berchtesgaden. Selbst in Bayern soll es ja von Zeit zu Zeit wirtschaftliche Einbrüche und politische Versäumnisse geben. Und auch der Süden Deutschlands wird einmal die Folgen des globalen Konkurrenzkampfes zu spüren bekommen. Da sollten die Bayern (und andere) schon mal mit „Ideen und Teamgeist“ vorsorgen, damit sie am Ende nicht den Titel „trauriges Land“ von Ihnen verpasst bekommen.

Aber bis dahin hat vielleicht auch Sie die traurige Wahrheit erreicht, dass für Erfolg nicht „Ideen und Teamgeist“ entscheidend sind. Vielleicht mag das taz-intern noch funktionieren, aber für wirtschaftliche Entscheidungen gelten offenbar ganz andere Gesetzlichkeiten. Sie sitzen einem neuen Mythos auf, der den alten von „Fleiß und Anstand“ nur ersetzt. Mit der Logik Ihrer Aussagen könnte man jede Betriebsschließung im Osten auch nur mit „Tja, Jungs, die DDR ist halt Geschichte“ kommentieren. Trauriger Journalismus, das.

HELGA STOECKER, Berlin