Börsenbetrug fliegt auf

Scheingeschäfte eines Brokers kosten Société Générale 4,9 Milliarden. Auslöser für Panikverkäufe von Aktien?

PARIS ap/dpa ■ Ein Betrugsfall beispiellosen Ausmaßes erschüttert die französische Bank Société Générale. Einer ihrer Börsenhändler habe Scheingeschäfte zu seinen Gunsten gemacht, teilte die Bank gestern mit. Gesamtschaden: 4,9 Milliarden Euro. Der Broker habe 2007 und 2008 bei Termingeschäften alle internen Kontrollmechanismen umgangen und sein Handeln verschleiert.

Als der Betrug Sonntag aufflog, stieß die Société Générale sofort alle Risikotitel ab. Da dies aber erst Montag ging, stürzten die Aktien auf breiter Front ab. „Pech gehabt“, sagt Bankchef Daniel Bouton. „Das ist Murphys Gesetz“: Wenn etwas schief läuft, läuft alles schief. Weil die Kurse fielen, summierten sich die Verluste bis Mittwoch auf 4,9 Milliarden Euro. „Umgekehrt wird ein Schuh draus“, meinen manche Händler: Die massiven Verkäufe von DAX-Kontrakten führten erst zum „schwarzen Montag“.

Weil die US-Börse geschlossen hatte, gab es Montag wenig Abnehmer. Die Kurse fielen, und das löste auf dem verunsicherten Markt Panikverkäufe aus. Beim Kurssturz des DAX lösten sich allein Montag mehr als 60 Milliarden Euro in Rauch auf. Die Panik griff auf andere Börsen über. „Dieser Albtraum hat die US-Notenbank erst dazu gebracht, die Notbremse zu ziehen“, so ein Händler. Der „kleine Händler“ hätte damit also unfreiwillig die Senkung der US-Zinsen erzwungen. Die These ist nicht bewiesen. Einige führen an, dass schon Ende 2007 am Markt ein „mysteriöser Käufer“ auffiel, der mit dem Kauf von DAX-Futures den deutschen Aktienindex stützte. Diese angehäuften Kontrakte könnten es sein, die Montag auf den Markt geworfen wurden und die Panik auslösten.