„Einzigartig“, diese „Hure“!

Der Name der Seite-1-Rubrik „verboten“ wird täglich verkauft. Gut so? Die Leser-Debatte

Leser haben gefordert: verboten soll nach acht Jahren umbenannt werden. Ein Leser hat sogar 5 Euro und 10 alte Rubel dafür bezahlt. Seitdem ist verboten käuflich. Für einen Tag. Das höchste Angebot bisher: ein 100-Euro-Scheck. Aber soll sich die Seite-1-Rubrik wirklich umbenennen? Und dann auch noch für Kapital? Wo soll das enden?

Joachim Weyhrauch aus Stuttgart: „Da bezahl ich schon monatlich Geld, um die taz lesen zu können, und nun das! verboten bietet sich wie eine Hure feil. Bezahl ich mit meinem Obulus nicht verboten mit? Wieso prostituiert sich verboten? (…) Anstatt sich kindische Namen von kindischen Lesern geben zu lassen, sollte verboten doch wieder zu seiner eigentlichen Berufung zurückkehren: Tagesgeschehen aufzuspießen. Sollte das nicht aufhören, beabsichtige ich, mein Abo um den täglichen Dirnenlohn von verboten zu kürzen!“

Norbert Kasperczyk-Borgmann aus Hamburg: „Liebe taz, die neue Abo-Kampagne über die ehemalige verboten-Kolumne macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn nicht nur ein Kronjuwel verscherbelt wird. Bitte seid konsequent und öffnet auch die anderen Rubriken und Seiten z. B. über einen kostenpflichtigen Premium-Blog.“

Willi Wagner aus Bensheim: „Liebes (ehemaliges) verboten-Team! Wenn so viele wollen, dass ihr nicht mehr verboten heißt, dann nennt euch doch so. Nämlich: Nicht mehr verboten. (…) Ich überlasse euch das Copyright.“

Christa Harynek aus München: „Als nicht-zahlungswillige Ex-Namensgeberin „christa“ schreibe ich euch noch einmal. War ich früher begeisterte verboten-Leserin, gruselt es mir jetzt vor diesen – mit irgendwelcher Währung (haha, wie witzig!) bezahlten – neuen „Namen“, mit denen sich Langweiler auf die erste Seite schleimen. (…) Geld verdirbt den Charakter – so ist es wohl. Und beendet eine wunderbare Freundschaft. Mit mir. Adieu verboten?! (Oder gibt es noch Hoffnung?)“

Roland Rössler aus Bielefeld: „Bitte, bitte, hört doch endlich mit dem Mist auf! Nennt euch doch, wie ihr wollt! Früher mal wurde in verboten meist durchaus witzig zu tagespolitischen Ereignissen Stellung genommen. Seit neuestem wird nun aber nur mehr dieser selbstbezügliche, niveaulose Quatsch verbreitet. Glaubt ihr wirklich, dass eure Leserschaft mehrheitlich einen derart verqueren Humor hat, um Selbiges gut zu finden? (…)“

Markus Krieger aus Hamburg: „Einzigartig! tagesschau, verboten, günther, christa, willi, dachgold etc. ist einfach einzigartig! Manchmal rettet sie den ganzen Tag, unvergleichbar gut, wichtiger als Schlaf und Morgenkaffee! Besser als Fernsehen und Web! Unverzichtbar im Kampf gegen Verblödung!“

Maxim Bothe aus Konstanz: „Liebe Redaktion, interessant: diese Kommerzialisierung. So muss der real existierende Kapitalismus auch mal begonnen haben: Der Entdeckung einer Marktnische folgt schon sehr bald jemand, der bereit ist, dafür zu bezahlen, und ein eigentlich freier Wille, dem es auch nicht gerade ungelegen kommt, für das ursprünglich wohl anders gemeinte Angebot auch noch Geld zu bekommen.“

Jutta Bauer aus Freiburg: „Hallo, Leute! Aufwachen! Früher las ich morgens als Erstes verboten. Seit einigen Tagen überfällt mich regelmäßiges Gähnen. Könnt ihr mal mit dieser dusseligen Namenssuche Schluss machen und euch wieder politischen Themen zuwenden? Es ist stinklangweilig. (…)“

Dagmar Dorsten: „Ganz entsetzt wird mir allmählich klar, dass verboten anscheinend doch in einer sehr viel tieferen Identitätskrise steckt als zunächst angenommen. verboten, mein Häschen, mein Herzblatt, kleiner Racker, was ist los mit dir, wo sind dein Selbstbewusstsein, dein Biss, deine Krallen geblieben?! (…) Ich bitte dich: Mach wieder deinen Job nach dieser kleinen Auszeit zwischen den Jahren. Du bist einfach großartig, klasse, wunderbar. Ja, und ich werde dich nie wieder als Selbstverständlichkeit betrachten, weil ich jetzt weiß, wie einzigartig und außergewöhnlich du bist! Deine dich liebende Dagmar.“

Gilbert Jacoby aus Birkenwerder: „Hallo, Ihr von verboten oder günther oder dachgold oder wie auch immer! Ich habe die derzeitige „Namensfindung“ verfolgt und habe mich köstlich amüsiert. Vor allem habe ich mich aber darüber amüsiert, dass einfach niemand auf euren richtigen Namen kommt! In Wirklichkeit hüpft ihr doch jeden Abend um ein Lagerfeuer und singt laut: „Oh, wie gut, dass niemand weiß, dass verboten eigentlich Rumpelstilzchen heißt!“