Der Bremer Bringer bringt‘s

Vom „Tüten-Hüten“ und „Sachen schleppen“ in einen neuen Job? Was die Bremer Bringer leisten können

Von Ulrike Bendrat

Die neu gekaufte Wanderausrüstung stapelt sich an der Kasse vor Anne B. im Obergeschoss eines Bremer Innenstadtkaufhauses: ein großer Rucksack, ein sperriger Karton mit dicken Wanderschuhen, Wanderstöcke und das neue Zelt. Eigentlich wollte sie sich noch im Buchladen umsehen und nach einer Hose gucken. Wie bekommt sie ihre Tüten und Pakete hier nur weg?

Fast allen Verkäuferinnen und Verkäufern in den großen Kaufhäusern sagt der Name „Bremer Bringer“ inzwischen etwas. „Die rufen wir für Sie an, dann kommt jemand her und trägt Ihnen Ihre Sachen zum Auto oder zur Straßenbahnhaltestelle“, erklärt eine Sportartikelverkäuferin. „Nach Hause bringen dieIhnen Ihre Sachen aber nicht“, schränkt sie ein. Vor einem Jahr noch begegneten KundInnen immer wieder fragenden Gesichter seitens der Kassierer und Verkäuferinnen: „Bremer was? Hab ich noch nie gehört?“

Die Bremer Bringer sind ein Gemeinschaftsprojekt von „Brepark“, „bras.arbeiten für Bremen e.V.“, der Lloydpassage, der BSAG und der „City Initiative Bremen Werbung e.V.“. Der Wirtschaftssenator war zum Start im Dezember 2006 auch noch mit im Boot: Sein Ressort hat 50 Prozent der Kosten übernommen. Denn eine der Ideen hinter dem Projekt war es, die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Die erste Generation der 15 „Bringer“, von denen auch vier „Bringerinnen“ waren, ist mittlerweile nicht mehr da: Diese 15 Menschen, alle über 50 Jahre alt und zu Beginn ihres „Bringer“-Jobs Hartz IV-EmpfängerInnen, haben über diesen sozialversicherungspflichtigen Job zumindest wieder Anspruch auf ALG I erworben. Vier von ihnen haben im Anschluss eine Stelle gefunden. Seit ungefähr zwei Monaten ist die neue Generation der „BringerInnen“ im Job. Zu ihren Aufgaben gehört auch, im Depot in der Lloydpassage die Tüten der Shopping-Willigen vorübergehend in Verwahrung zu nehmen. Das war von Anfang an Teil der Aufgaben. So steht der Wandkalender nicht beim Hosenanprobieren in der Umkleidekabine im Weg: Gegen eine „Garderobengebühr“ von einem Euro kann man ihn im Depot der Bremer Bringer in der Lloydpassage abgeben.

Zum Start des Innenstadt-Services, im Weihnachtsgeschäft 2006, als das Tüten-Hüten noch kostenlos war, seien allein im Monat Dezember 2.822 Aufbewahrungen zu verzeichnen gewesen, berichtet Franz Becker von der Brepark. Das waren durchschnittlich rund 100 NutzerInnen pro Tag. Und eine „Aufbewahrung“ hätte schon mal aus drei, vier Einkaufstaschen pro Person bestanden, erklärt Becker. Im Weihnachtsgeschäft 2007 hat sich die Zahl der NutzerInnen um über die Hälfte reduziert. Und an diesem verregneten Donnerstagnachmittag ist auch nicht gerade viel los: In ihrem Glaskasten am Parkhaus-Eingang in der Passage hüten die zwei in dunkelblau gekleideten „BringerInnen“ gerade mal drei oder vier Tüten. Für wen lohnt sich so ein Service-Angebot?

Bisher war der Bringer-Service finanziert aus Mitteln der Agentur für Arbeit und aus dem Bundesprogramm „Chance 50 plus“. Uwe Lange, Geschäftsführer der „Bras“, hofft, dass die „Bremer Bringer“ ab April mit einem neuen Förderkonstrukt fortgeführt werden können. Auch das Service-Angebot der „Bringer“ könnte ausgeweitet werden, um die Finanzierung auf mehrere Schultern zu verteilen. Hauptproblem ist, dass zu wenig Menschen den Service benutzen – weil zu wenige ihn kennen.