US-Vorwahlen: Nur ja keinen Fehler mehr

Bei ihrer letzten Debatte vor dem „Super Tuesday“ tauschten Hillary Clinton und Barack Obama Nettigkeiten aus

WASHINGTON taz ■ Das politische Feuerwerk blieb diesmal aus, dafür gab es ganze Sträuße von Freundschaftsbekundungen. Wer bei dem ersten reinen Fernsehduell zwischen den verbliebenen demokratischen Präsidentschaftsbewerbern Hillary Clinton und Barack Obama einen heftigen Schlagabtausch erwartet hatte, der kam als CNN-Zuschauer am Donnerstagabend nicht auf seine Kosten. Nur fünf Tage vor dem „Super Tuesday“, dem Megawahltag am 5. Februar, blieben beide Spitzenkandidaten 90 Minuten lang wild entschlossen, höflich und vorsichtig zu diskutieren.

Nachdem am Mittwoch schließlich auch der „ewige Dritte“, Senator John Edwards, das Handtuch geworfen und aus dem Rennen ums Weiße Haus ausgestiegen war, bespielten Hillary Clinton und Barack Obama allein die Bühne im riesigen Kodak-Theater in Los Angeles, in dem jährlich die Oscar-Verleihung stattfindet. Der Fernsehsender CNN hatte die beiden Rivalen dazu nebeneinander, wie auf einer Schulbank, an kleine Tische gesetzt.

Ob es an der Sitzordnung lag oder am festen Willen der Rivalen, die Schlammschlacht der letzten Woche einstweilen ruhen zu lassen – beide reservierten ihre schärfste Kritik ausschließlich für die gegnerische Partei und Präsident George W. Bush. Die Angriffe Hillary Clintons und ihres Mannes Bill gegen Barack Obama waren in der US-Öffentlichkeit heftig kritisiert worden. Obama selbst wirbt mit seiner Fähigkeit, Menschen zusammenbringen und die alten Washingtoner Streitigkeiten überwinden zu können.

Obgleich es noch vor ein paar Tagen so ausgesehen hatte, als ob sich die beiden nicht ausstehen können, wollten beide ihren letzten gemeinsamen Auftritt vor dem entscheidenden Wahltag partout dazu nutzen, ihre Kooperationsfähigkeit zu beweisen und vor allem keine weiteren Fehler zu machen.

Obama eröffnete das Tête-à-Tête gleich so: „Ich war vor der Kampagne mit Hillary Clinton befreundet. Und ich werde auch nach dem Wahlkampf mit Hillary Clinton befreundet sein.“ Clinton sagte später, indem sie eine Geste in Richtung Obama machte: „Sehen wir aus wie mehr vom Gleichen? Wir beide werden unser Land verändern“, woraufhin das Publikum, in dem zahlreiche Hollywoodgrößen wie Pierce Brosnan und Stevie Wonder saßen, laut jubelnd applaudierte. Auf die Frage, ob sie auch ein Team bilden könnten, antworteten beide aber freundlich ausweichend, es sei noch zu früh, darüber zu sprechen.

Mit Reizwörtern wie „Armut“ und „Arbeiterklasse“ fischten beide nach den Edwards-Wählern, die sie nun umwerben. Edwards hatte bei seinem Rücktritt nicht erklärt, welchen der beiden Kandidaten er in Zukunft unterstützen wird. Obama lobte Edwards als prägende Stimme des Landes, Clinton lobte seinen Mut und seine Führungsstärke.

Kontrovers wurde es nur im letzten Teil, als die beiden zum Krieg im Irak befragt wurden. Obama konnte sich wieder als entschiedener Gegner des Irakkrieges profilieren, Clinton musste sich einmal mehr rechtfertigen.

ADRIENNE WOLTERSDORF