Strapazierter Spaßvogel

Shaquille O’Neal wechselt zu den Phoenix Suns – doch wird er sie auch verstärken?

BERLIN taz ■ Wenn ein Profisportler den Arbeitgeber wechselt, ist stets ein Gesundheitscheck obligatorisch. Kaum mehr als eine Formalität gewöhnlich, aber im Falle von Shaquille O’Neal nicht ganz unerheblich: Dass der in den letzten Jahren arg verletzungsanfällige Basketballer von den Medizinern der Phoenix Suns durchgewunken wurde, war nicht selbstverständlich.

Nun aber ist es offiziell: O’Neal, in den letzten beiden Jahrzehnten der beste Center der NBA, verlässt die in dieser Saison im Tabellenkeller herumkrepelnden Miami Heat und wechselt zum Titelanwärter nach Arizona. Im Tausch werden Allstar-Forward Shawn Marion und Ersatz-Aufbauspieler Marcus Banks nach Florida verschifft. In Phoenix wurde der 35-jährige O’Neal begeistert empfangen. Sein erster Auftritt, noch als Zuschauer in einer Loge, geriet zum Triumph. Anstatt die Heimniederlage gegen die New Orleans Hornets zu beklagen, feierte das Publikum frenetisch den Neuankömmling. Doch ob der 2,16 große Center tatsächlich als Heilsbringer fungieren kann für ein Team, das zwar seit Jahren den attraktivsten Offensiv-Basketball in der NBA spielt, aber regelmäßig in den Playoffs an verteidigungsstärkeren Gegnern scheitert, ist umstritten. Die Suns bevorzugen ein Tempospiel mit der Vorgabe, im Idealfall keine sieben Sekunden bis zum ersten Wurfversuch vergehen zu lassen. Eine Strategie, in die sich der 150 Kilo schwere und mit nach 16 Jahren in der Liga arg strapazierten Knien ausgestattete O’Neal kaum wird einfügen können.

So könnte es sein, dass das Tauschgeschäft zum Erfolg wird für die Suns nicht deswegen, weil man O’Neal verpflichten konnte, sondern weil man Marion loswurde. Der Flügelspieler ist zwar einer der vielseitigsten Spieler der Liga, aber galt auch als Dauernörgler, der nicht verknusen konnte, dass er hinter Steve Nash und Amare Stoudemire nur die dritte Geige bei den Suns spielte und deshalb immer wieder einen Wechsel forderte. Nun bekam er seinen Willen und Phoenix dafür den als umgänglichen Spaßvogel bekannten O’Neal. TO