Barack Obama holt weiter auf

Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur wird der Vorsprung von Hillary Clinton immer knapper. Bei den Vorwahlen am Wochenende konnte Obama fast doppelt so viele Delegierte wie Clinton für sich gewinnen. Schlappe für Republikaner McCain

AUS WASHINGTON ADRIENNE WOLTERSDORF

Vier beeindruckende Siege konnte der afroamerikanische Senator Barack Obama am Samstag verbuchen. Bei den Vorwahlen in den Bundesstaaten Washington, Nebraska, Louisiana und im US-Territorium Virgin-Inseln errang Obama fast doppelt so viele Delegierte wie seine Rivalin Hillary Clinton. Damit liegt Clinton zwar immer noch knapp in Führung beim Rennen um die Nominierung zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten. Doch beide liegen nun nahezu gleichauf. Am späten Samstagabend sprachen beide auf der gleichen demokratischen Veranstaltung im US-Bundesstaat Virginia, wo Obama von begeisterten Fans laut umjubelt wurde. Hillary Clinton, die vor dem Senator sprach, erwähnte ihn mit keinem Wort und hatte die Veranstaltung bereits vor seinem Auftritt wieder verlassen.

Bei den Republikanern bescherte der konservative Mike Huckabee seinem Rivalen John McCain einen peinlichen Abend. Nach seinem großen Erfolg am Super Tuesday machte McCain, der in seiner Partei umstritten ist und vielen als zu liberal gilt, bei den Wahlen in Washington, Kansas und Louisiana keine gute Figur. Huckabee siegte in Kansas und Louisiana und lag in Washington nur 2 Prozentpunkte hinter McCain. Obwohl McCains bislang härtester Verfolger, Mitt Romney, am vergangenen Donnerstag aus dem Rennen ums Weiße Haus ausgestiegen war, konnte der Favorit und potenzielle Nominierungskandidat McCain offenbar die Konservativen der drei Bundesstaaten nicht für sich einnehmen.

Für die demokratischen Kandidaten gibt es im Kampf um jede Delegiertenstimme also auch nach dem Ergebnis vom Samstag keine Klarheit. Noch am Sonntag standen Wählerversammlungen in Maine an, wo es um 24 Delegiertenstimmen ging. Am Dienstag folgen sowohl bei Demokraten als auch bei Republikanern erstmals regionale Vorwahlen in den Staaten Virginia, Maryland und im Hauptstadtbezirk Washington, D. C.

Nach der Zählmethode der US-Nachrichtenagentur Associated Press führt bei den Demokraten Clinton nur noch mit 25 Delegiertenstimmen vor Obama. Die ehemalige First Lady und New Yorker Senatorin kann demnach bislang mit 1.095 Delegierten rechnen, der Juniorsenator aus Illinois mit 1.070. Darin eingerechnet sind bereits die sogenannten Superdelegierten. Das sind Parteifunktionäre, die nicht bei Vorwahlen und Wählerversammlungen auf einen Kandidaten festgelegt werden und die in ihrem Abstimmverhalten bei dem Nominierungsprozess im August unabhängig entscheiden können, wen sie unterstützen. Für die Nominierung des demokratischen Kandidaten werden mindestens 2.025 Delegierte benötigt. Obama nutzte seine Siegerrede in Virginia zu Angriffen auf Clinton und McCain. Seine Partei habe die Alternative, im Kampf um das Weiße Haus darüber zu debattieren, wer die meiste Erfahrung habe. Oder sie könne McCain mit der Frage herausfordern, wer wohl in Washington nach der Präsidentenwahl am meisten verändern werde. „Denn das ist eine Debatte, die wir gewinnen können“, erklärte Obama. Er gab sich zuversichtlich, am Dienstag auch im umkämpften Virginia gewinnen zu können.

Bei den vier Vorwahlen am Samstag gewann Obama 72 Delegiertenstimmen, Clinton 40. In Washington und Nebraska siegte Obama mit jeweils 68 Prozent der Stimmen vor Clinton mit 31 bzw. 32 Prozent. Auf den Virgin-Islands, wo es drei Delegiertenstimmen gibt, bekam Obama sogar 90 Prozent. Etwas knapper war das Rennen in Louisiana: Dort holte Obama 57 Prozent, Clinton kam auf 36 Prozent.