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Fischen tut weh

Proteste gegen Fischmesse: Nixen und Schrimps in Cocktailsauce

Blauer Himmel, eine leichte Brise. Auf einem Felsen liegt barfüßig eine Meerjungfrau und sonnt sich. Ihr Haar, die gleiche Farbe wie der Himmel, weht ihr ums Gesicht. Neben ihr Fotos von Fischen, zerquetscht in Netzen, zerrissen an Angeln. „Fischen tut weh“, steht da.

Herren in grauen Anzügen und Damen in gleichfarbigen Kostümen strömen in die Messehalle, unterhalten sich, haben kein Auge für den stillen Protest der Frau. Zum elften Mal findet in den Messehallen die „fish international“ statt, 400 Vertreter des Gewerbes zeigen ihre Produkte und lassen sich inspirieren. Grau sind sind die Wände, der Boden der Halle ist mit brauner Plastikfolie ausgelegt. Handys klingeln, Geschirr klappert, Sekt wird gereicht. Dazu werden Schrimps in Cocktailsauce getunkt und Heringshäppchen probiert. Zwischen Eis gepackt liegen exotische Fische, von enormer und von winziger Größe. Die aus den Tropen sind bunt und glitzern, Fisch aus der Nordsee scheint weniger farbenprächtig zu sein.

Vor der Tür protestiert die Meerjungfrau mit zwei weiteren Personen. Unter den wachsamen Augen von zehn Polizisten. Die junge Frau im Nixenkostüm, Aktivistin der „Pepole for the Ethical Treatment of animals“ (Peta), sagt: „Wenn Meerestiere schreien könnten, würde niemand sie essen.“ Es sei eine Schande, lebende Hummer zu kochen.

Das sehen die Besucher in der Messe offensichtlich anders. Der Tumult um das Becken ist groß. Den Hummer auf Salat kann man sich hier noch lebendig aussuchen. Groß oder klein, eher träge oder von aufgeweckter Natur. Damen stehen um kleine runde Tischchen: „Cocktail- oder Hummersauce?“

Die blaue Nixe und ihre beiden Mitstreiter packen draußen ihre Schilder zusammen. „Es ist schon zwölf, wir haben die Aktion nur für eine Stunde angemeldet.“ Ein Mann im grauen Anzug kommt aus der Halle und zeigt auf die Gruppe: „Die haben ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Im Winter barfuß.“

Maja Hoock

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