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: Die Überzeugungsraucherin

PETRA KNECHT, 49, Gastronomin, raucht selbst – und das eigenen Angaben zufolge seit 39 Jahren. FOTO: ALW

„Ich kann auf die zwei Prozent Nichtraucher unter den Kneipenbesuchern verzichten“, sagt Petra Knecht, „aber nicht auf 98 Prozent Raucher“. Energisch zieht die 49-Jährige, die zwei Kneipen auf der Hamburger Reeperbahn betreibt, an ihrer zweiten Zigarette und wirkt kampfbereit. Ihr gesamtes Personal rauche, ebenso neun von zehn ihrer Gäste. „Wenn ich die alle rausschicke, kann ich ja gleich eine Freiluftkneipe aufmachen.“ Erstmal organisiert Knecht eine Demo gegen das Rauchverbot in Einraumkneipen am kommenden Sonntag.

Knecht lehnt entspannt am Tresen, während ein Polizeibeamter zusätzliche Kräfte zur Begleitung des Umzugs ordert. Seit acht Jahren ist sie Wirtin – und von dem Erfolg des Kiez-Widerstands überzeugt: „Hinter uns stehen rund 80 Gastronomen mitsamt Stammkundschaft“, sagt sie und fährt sich durch das lange blondierte Haar. „Und die FDP.“

Das Rauchverbot in seiner derzeitigen Form hält sie für nicht tragbar. Es benachteilige vor allem kleinere Kneipen, die keine Raucherräume abteilen können. Eine Lösung sieht Knecht in einer liberaleren Regelung für kleine Betriebe, so wie in Spanien: Hier dürfen Wirte mit einer Ausschankfläche unter 100 Quadratmetern selbst entscheiden, ob in ihrer Kneipe geraucht werden darf oder nicht. „Wenn wir die Gäste massiv auffordern, das Rauchverbot einzuhalten, gehen sie einfach“, sagt Knecht. Als sie in ihren Lokalen die Aschenbecher entfernte, hätten die Gäste halt auf den Boden geascht und ihre Kippen auf den Tischen ausgedrückt.

Oft lässt sie die rauchende Stammkundschaft einfach gewähren – und hat dafür bereits eine Abmahnung erhalten. Normalerweise allerdings „kümmert sich die Polizei auf dem Kiez wenig um die Einhaltung des Verbots“. Da gebe es ja ganz andere „kriminelle Umtriebe“.

Mittlerweile raucht Petra Knecht ihre vierte Zigarette. „Ich will einfach selbst entscheiden, wie ich meine Kneipen führe“, sagt sie. „Wenn ich pleite gehe, weil ich nur noch Raucher bewirte“, fügt sie grinsend hinzu, „übernehme ich gerne die Verantwortung.“ ANNA-LENA WOLFF