NABU findet Fehmarnbelt-Querung Quatsch

Laut einem aktuellen Gutachten des Naturschutzbundes NABU ist die geplante Brücke nach Dänemark unwirtschaftlich. Viele Argumente darin seien „nicht neu und immer noch falsch“, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium

Die geplante Brücke über den Fehmarnbelt nach Dänemark ist unwirtschaftlich – so lautet das Ergebnis eines Gutachtens, das der Naturschutzbund NABU gestern vorstellte. Statt der erwarteten 8.000 Autos und LKW und 100 Züge pro Tag würden nur 5.000 Wagen und 40 Züge fahren. „Zwei der geplanten vier Spuren könnten locker an Fischbudenbesitzer vermietet werden“, sagte Ingo Ludwichowski vom NABU Schleswig-Holstein.

Das Gutachten kritisiert unter anderem, dass die Zahl der Züge willkürlich festgesetzt worden sei. Auch die Zeitersparnis für Fernfahrer sei gering einzuschätzen: Sie können die 45-minütige Fährfahrt für ihre vorgeschriebene Pause nutzen. Rollen sie über die Brücke, müssen sie an anderer Stelle pausieren. Schiffe und Flugzeuge als alternative Transportmittel seien kaum berücksichtigt worden.

Allein dieses Argument sei „Realsatire“, konterte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Hans-Jörn Arp: „Der NABU setzt jetzt auf Billigflieger.“ Vieles an dem Gutachten sei „nicht neu und immer noch falsch“, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Die Brücke erspare 160 Kilometer Fahrt durch Jütland und „ergibt daher aus ökologischer Sicht Sinn“. Das Verkehrsaufkommen werde sich erhöhen, der Bedarf sei da. Die SPD kündigte an, die vom NABU vorgelegten Zahlen prüfen zu wollen.

„Es ist niemandem zu vermitteln, dass man so viel Geld für eine Verbindung ausgibt, auf der so viele Fahrzeuge fahren wie auf einer Kreisstraße“, sagte Lars Harms (SSW), die Grünen-Landesvorsitzende Marlies Fritzen fand: „Das Projekt gehört in die Mülltonne.“ Derzeit verhandeln Deutschland und Dänemark über einen Staatsvertrag. Beide Länder sollen Straßen und Schienen bis zur Brücke ausbauen, die Querung will eine private Betreibergesellschaft finanzieren und das Geld über eine Maut zurückholen. Die EU will 1,5 Milliarden Euro zugeben. Mit vier Milliarden Euro wird der Brückenbau veranschlagt – laut NABU-Gutachten könnte er mehr als doppelt so teuer werden.

Während das Projekt in Berlin keine einhellige Unterstützung findet, steht das dänische Parlament mehrheitlich dahinter. Gunver Bennekou, Sprecherin einer dänischen Naturschutzvereinigung, hofft, dass das neue Gutachten einige Politiker umstimmen wird. ESTHER GEISSLINGER