Otto für Artenvielfalt

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) wirbt Unternehmen für den Erhalt der Biodiversität

BERLIN taz ■ Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will Unternehmen aller Art zur Mitarbeit in der Initiative Business and Biodiversity bewegen. Firmen, deren Umweltstandards schon über den gesetzlichen Vorgaben liegen, sollen sich öffentlich für Schutz und faire, nachhaltige Nutzung der Artenvielfalt einsetzen. Gabriel verglich die Ausrottung von Arten mit dem „wahllosen Löschen von Daten aus dem Betriebssystem unseres Planeten“. Eine möglichst große Zahl auch internationaler Unternehmen solle den Artenerhalt durch Ideenaustausch fördern.

Neben einschlägig bekannten Firmen wie Bionade, Weleda und Hipp sind auch der Otto-Versand, HeidelbergCement, Krombacher und Volkswagen mit von der Partie. Für den Otto-Versand, der seit vielen Jahren Musterprojekte im Umweltschutz entwickelt, betonte der Firmenvertreter Johannes Merck: „Immer mehr Menschen möchten konsumieren, ohne die Umwelt zu schädigen. Aber es gibt auch Unternehmenseigner, die sich aus persönlicher Überzeugung für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen.“ Die Firmenaktivitäten für die Biodiversität reichen von der Kooperation mit peruanischen Heilkrautsammlern bis zur Biotop-Pflege für die Rotflügelige Schnarrschrecke – ein seltener süddeutscher Grashüpfer. Zunächst unklar blieb, ob Gabriels Initiative neue Impulse setzen kann oder den Einzelmaßnahmen der Firmen nur zusätzliche Publicity bringt.

Ausdrücklich sucht Gabriel „nicht das perfekte Unternehmen, sondern Betriebe, die bereit sind, sich auf den Weg zu machen.“ Jörg Roos vom WWF lobte Gabriels Stoßrichtung grundsätzlich. „Wir haben gute Erfahrungen mit Unternehmen gemacht, sowohl bei der gemeinsamen Lösungssuche für Umweltprobleme als auch bei der Finanzierung von Schutzprojekten.“ Entscheidend sei nun, wie viele weitere Firmen sich mit glaubwürdigen Maßnahmen an der Initiative beteiligten.

Eine Studie des Global Nature Fund wies nach, dass der Erhalt der Artenvielfalt selbst in umweltorientierten Firmen bisher nur selten als Ziel benannt ist.

RAINER BORCHERDING