Rot und bunt gegen Rechts

Bremer Jugendliche haben zum zweiten Mal „Postkarten gegen Rassismus“ entworfen

Gestern wurde in der St. Johannis Schule die zweite von Jugendlichen entworfene Postkartenserie „Gegen Rechts – für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit“ vorgestellt. 112.000 Exemplare werden in alle Bremer Umsonst-Kartenständer gesteckt, etwa in Kneipen und Diskotheken.

Bafti (18) hat eines der acht neuen Motive gestaltet. Darauf zu sehen sind zwei Körper: der eines Hakenkreuz-Trägers und der eines Menschen gegen Rechts. „Finde den Unterschied“ steht weiß auf schwarz darunter. Schnell merkt man, dass es anatomisch keinen gibt. Die Botschaft: Was man aus sich macht, bestimmt man selbst.

Baftis Engagement entspringt seinen eigenen Erfahrungen: „Wenn ein älteres Paar an der Kasse hinter einem tuschelt, die Ausländer sind schon überall, bemerkt man den unterschwelligen Rassismus.“

Warum sieht man die Karten im Alltag so selten? „Sie sind eben sehr begehrt und rasch vergriffen“, sagt Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD). Deren Ressort fungiert als Träger des „Lokalen Aktionsplans“, zu dem das Projekt „Rote-Bunte-Karte“ gehört. Die „Lokalen Aktionspläne“ sollen das im vergangenen Jahr durch die Bundesfamilienministerin initiierte antirassistische Programm „Vielfalt tut gut“ in den Städten umsetzen. In Bremen stehen jährlich 100.000 Euro zur Verfügung.

Bei der Entwicklung und Durchführung der Projekte hilft die Bremer Jugendbildungsstätte „LidiceHaus“. Die Rote-Bunte-Karte entstand spontan: „Als der Nazi-Anwalt Jürgen Rieger den Heisenhof in Dörverden kaufen wollte, sagte ich, man muss den Rechten endlich mal die rote Karte zeigen“, so Andrea Müller vom „LidiceHaus“.

Daraus entwickelten sie zwei Kollektionen mit bislang insgesamt 500.000 Postkarten, dazu 30.000 Aufkleber und 2.000 Poster – sämtlich selbstständig von Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren entworfen. „Im Herbst ist ein Workshop in Bremerhaven geplant“, kündigt Andrea Müller an. „Da gibt es ja noch mehr Nazis als in Bremen.“

Maja Hoock