Crash Boom Deng

„Der lange Marsch zur Macht“ zeichnet nach, wie Deng Xiaoping Chinas Wirtschaft reformierte (21 Uhr, Arte)

„Es ist egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist, Hauptsache sie fängt Mäuse“, lautet das berühmteste Zitat von Deng Xiaoping. Es drückt den Pragmatismus von Mao Tse-tungs Weggefährten und Nachfolger aus wie auch seine Prioritätensetzung für Chinas wirtschaftliche Entwicklung. Seine Devise lautete: Vor allem das Land entwickeln und so für das materielle Wohlergehen aller Bürger sorgen. Wohin diese Entwicklung inzwischen geführt hat, wird die Welt im August bei den Olympischen Spielen in Peking sehen. Schon jetzt stellt Arte mit Deng Chinas prägendsten Politiker der letzten 30 Jahre in einer Dokumentation vor.

Das modernisierte und erstarkte China verdankt seinen Wiederaufstieg den Weichenstellungen Dengs, der Ende der 70er in der Volksrepublik die Politik der Reform und Öffnungen gegen massive interne Widerstände durchsetzte. Das war nur mit ideologischen Verrenkungen machbar, von denen der Film gleich zu Beginn eine Kostprobe liefert. Noch immer hält das kapitalistische China im Sinne Dengs an der strikten Einparteienherrschaft der sich kommunistisch nennenden Partei fest.

Die französische Autorin Barbara Necek zeigt, wie Deng mehrfach politische Reformbewegungen brutal abwürgen ließ. Seine Schlüsselrolle beim Tiananmen-Massaker im Juni 1989 wird leider kaum thematisiert. Gar keine Erwähnung findet Dengs zweifaches Scheitern mit designierten Nachfolgern. Diese entmachtete er wieder, weil sie aus seiner Sicht zu offen für politische Liberalisierungen waren.

Bei Dengs Außenpolitik zeigt Necek neben der bahnbrechenden USA-Reise einen Empfang in Paris. Dengs Politik gegenüber der arroganten britischen Premierministerin Margaret Thatcher, der er 1984 erfolgreich die Rückgabe Hongkongs 1997 abhandelte, wäre allerdings wesentlich aussagekräftiger gewesen. Und das Fiasko seines Feldzugs gegen Vietnam, der leider völlig unerwähnt bleibt, hätte zu einem differenzierteren Bild des ungewöhnlichen Politikers beitragen können.

Zudem stört in der deutschen Version die schlechte Aussprache chinesischer Namen. Insgesamt lebt der eher mittelmäßige Film vor allem von den historischen Bildern. SVEN HANSEN