Mohammeds Hilferuf

In Österreich haben zwei inhaftierte Islamisten einen Bettelbrief geschrieben – sie möchten integriert werden

Österreich, so sagt das Klischee, ist ja so gemütlich, dass selbst die Revolutionäre zu gemütlich sind, um Revolution zu machen. Und in aller Regel fährt man bestens, wenn man sich an das Klischee hält. Noch der radikalste Umstürzler wird in der Alpenregion mit ziemlicher Sicherheit vom Bequemlichkeitssinn angesteckt. Deshalb brachte es auch der linke Siebzigerjahre-Terrorismus in Wien nur zu einer Klamaukguerilla, deren Heldentaten sich in der Entführung eines Strumpffabrikanten erschöpften. Und ganz offensichtlich sind auch die örtlichen Dschihad-Fans zu austrifiziert für einen ordentlichen Heiligen Krieg.

Dies legt ein Zeitdokument ersten Ranges nahe, das sich in der Zeitung Profil findet. Zwei Al-Qaida-Unterstützer, die im September von der Polizei mit viel Trara ausgehoben wurden, haben einen Brief an die Justizministerin Maria Berger geschrieben – es ist eine wahre Preziose österreichischer Nationalkultur. In dem Brief von Mohammed Mahmoud, dem mutmaßlichen Chefagitator der Global Islamic Media Front, und seiner mitinhaftierten Ehefrau heißt es: „Wir sind eine Jungfamilie und Österreichs Politik stand immer für Familienförderung. Sogar wenn wir Terroristen beziehungsweise Verbrecher sind, so denken wird, dass man daran arbeiten sollte, uns in die Gesellschaft wieder zu integrieren und uns ein anderes Leben zu ermöglichen. Österreich war immer ein Vorbild in verschiedenen Bereich, wie zum Beispiel ihr Sozialsystem, also lassen sie auch Österreich für die Behandlung von Terror Probleme beziehungsweise Sicherheitsprobleme ein Vorbild sein (…) Sie sind unsere einzige Hoffnung.“

Man vergleiche das nur mit den markigen Sprüchen, mit denen die islamischen Dschihadisten anderswo gerne auftrumpfen: „Ihr liebt das Leben, aber wir lieben den Tod.“ In Österreich lieben sogar die Vorstadt-Dschihadisten das Leben. Und die Familienförderung. Und setzen ihre Hoffnung statt auf den Wahl-Afghanen und Terroristen Ussama Bin Laden auf die Oberösterreicherin Maria Berger. Es ist ein gutes Land. ROBERT MISIK