heute in bremen
: „Da wird Potenzial verschenkt“

Die Bremer Arbeit GmbH stellt Porträts arbeitsloser Menschen über 50 vor

taz: Frau Gieffers, Sie haben Menschen porträtiert, die lange arbeitslos waren und über das Programm „Chance 50+“ wieder arbeiten konnten. Was haben Sie erfahren?

Susanne Gieffers, Öffentlichkeitsreferentin der Bremer Arbeit GmbH: Menschen über 50 werden als Defizitwesen betrachtet. Das ist unfair. Bei meinen Gesprächen habe ich erfahren, wie viel fachliches Potenzial da verschenkt wird und dass es Menschen viel bedeutet, dass ihre Arbeitskraft gebraucht wird.

Welche Lebensgeschichte hat sie besonders berührt?

Eine Frau ist nach familiären Problemen schwer krank geworden. Der Job, den sie dann gefunden hat, hat sie regelrecht ins Leben zurück geholt, hat ihr gezeigt, was alles in ihr steckt. Inzwischen ist sie so selbstbewusst zu sagen: Und wenn ich diese Stelle nicht behalte – egal, ich finde auch etwas neues.

Ist den Teilnehmern des Programms die vermittelte Stelle nicht sicher?

Leider nicht. Das Programm macht es den Unternehmen so leicht wie möglich und zahlt aus Töpfen des Bundesarbeitsministeriums ein Jahr lang 75 Prozent des Lohns dazu. Sozusagen als Anschubfinanzierung. Ob die Teilnehmer nach diesem Jahr übernommen werden, liegt allein bei den Firmen.

Muss man da nicht damit rechnen, dass die Unternehmen das ausnutzen?

Die Frage nach einer Mitnahmementalität der Firmen steht natürlich im Raum. Da finde ich es gerade bemerkenswert, dass etwa 60 Prozent der Langzeitarbeitslosen auch fest übernommen werden.

Interview: Isabell Bürger

Eröffnung der Foto-Ausstellung von Kathrin Doepner und Buchpräsentation „Lust auf Arbeit. Vom Wert der Jahre“: 18 Uhr, Zentralbibliothek.