Luther-Frau statt Hetzer

Ehemalige Meiser-Straße in München mit neuem Namen

MÜNCHEN/BERLIN taz ■ Lieber gar keinen Namen als den: Im Juli vergangenen Jahres hatte der Münchner Stadtrat beschlossen, der Hans-Meiser-Straße ihren Namen zu entziehen. Der evangelische Bischof habe in der Nazizeit unerträgliche Hetze gegen Juden betrieben, lautete die Begründung. Monatelang war die Straße namenlos. Am Mittwoch beschloss der Rat, dass sie fortan Katharina-von-Bora-Straße heißen soll, benannt nach der Frau des Reformators Martin Luther.

Die evangelische Landeskirche hingegen hatte sich im vergangenen Jahr für die Beibehaltung des Namens eingesetzt. An der Straße liegt auch die Verwaltungszentrale der rund 2,6 Millionen Protestanten in Bayern. Nun schlug das Leitungsgremium des Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirks Katharina von Bora als Namen vor.

Die Straße war 1956 kurz nach Meisers Tod nach ihm benannt worden. Jahrzehnte später kam die Debatte über ihn auf, nachdem Forscher sich seine Vergangenheit angesehen hatten. Schon vor Hitlers Machtergreifung hatte Meiser die „Treue gegen das eigene Volk“ eine Christenpflicht genannt und „rassisch unterwertige Mischlingsbildungen“ kritisiert. LÖW