Berlin erkennt das Kosovo an

BERLIN epd/ap/dpa ■ Die Bundesregierung hat am Mittwoch die neue Republik Kosovo anerkannt. Formell ist die Anerkennung erst vollzogen, wenn ein Schreiben von Bundespräsident Horst Köhler beim Oberhaupt des neuen Staates, Fatmir Sejdiu eintrifft. Der Brief sei auf dem Weg, hieß es.

Serbiens Außenminister Vuk Jeremić reagierte ungehalten auf die Anerkennung. „Serbien wird noch heute seinen Botschafter aus Deutschland zurückrufen“, sagte er in Straßburg. Serbien werde mit „allen diplomatischen, rechtlichen und ökonomischen Mitteln die einseitige und illegale Trennung des Kosovo bekämpfen“, so Jeremić.

Die Bundesregierung hat auf den Rückruf des serbischen Botschafters mit Gelassenheit reagiert. Der Schritt sei noch nicht offiziell mitgeteilt worden, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger. Ein solcher Schritt sei in keiner Weise vergleichbar mit einem Einfrieren oder gar einem Abbruch diplomatischer Beziehungen. Jäger betonte, niemand habe ein Interesse daran, Serbien zu isolieren.

Die Anerkennung des Kosovo durch die Bundesrepublik geschieht unabhängig davon, ob das Kosovo bereits Mitglied der Vereinten Nationen ist. Deutschland kann dies von sich aus tun. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) wird an diesem Donnerstag eine Art Staatsbesuch in der früheren südserbischen Provinz abhalten. Jung besucht Truppen und hat zugleich Gespräche mit der politischen Führung des Kosovo.

Das Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat unterdessen die Entscheidungen über Asylanträge von Kosovaren vorerst ausgesetzt. Pro Asyl forderte, das Entstehen des neuen Staates nicht zu Abschiebungen zu nutzen. „Etwa 38.000 Personen in Deutschland sind Roma, Ashkali oder sogenannte Ägypter aus dem Kosovo“, erklärte Pro Asyl. Ob der neue Staat stabil und zum Schutz der Minderheiten Willens und in der Lage sei, sei zurzeit nicht kalkulierbar.