Gefährliche Weserquerung

Umleitung an der Erdbeerbrücke: Dunkler Umweg durch die Parzellen und Einladung zum Treppensturz

Wer derzeit mit dem Rad die Weser über die Erdbeerbrücke überqueren muss, lebt gefährlich. Ein unglücklich platziertes Hinweisschild empfiehlt RadlerInnen, sich eine Treppe am Osterdeich hinunter zu stürzen. Der Hintergrund: Wegen der Bauarbeiten ist der Weg über die Brücke teilweise gesperrt, Radfahrer und Fußgänger werden zwischen Osterdeich und dem Nordufer der Weser über einen Weg unterhalb der Brücke umgeleitet. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club ADFC hat die Verkehrsbehörde bereits vor einer Woche gebeten, die Beschilderung zu ändern – doch die lässt sich Zeit. „Wir prüfen das noch“, sagt Martin Stellmann, Sprecher des Amts für Straßen und Verkehr. Für den ADFC gibt es nicht viel zu prüfen, sondern akuten Handlungsbedarf. „Diese Umleitung ist eine Sauerei“, sagt Albrecht Genzel vom ADFC, „wer sich nicht auskennt, könnte schwer stürzen.“

Problematisch ist aber nicht nur der Hinweis auf die Wegführung, sondern diese selbst. Der schmale Weg verläuft unterhalb der Brückenzufahrt am Rande eines Parzellengebiets, auf dem man sich bereits tagsüber unwohl fühlen kann. Nachts wird es nicht angenehmer, die drei Laternen ändern daran nichts. „Im Dunkeln gehe ich da nicht lang, um die Zeit nehme ich den Bus“, sagt eine Frau, die täglich an dieser Stelle die Weser zu Fuß überquert. Für FußgängerInnen ist der Bus kostenlos, RadfahrerInnen müssen bezahlen, wenn sie ihr Rad über die Brücke im Bus mitnehmen wollen. Bis 23 Uhr fährt der Bus alle 20 Minuten, danach noch drei Mal, um Mitternacht der letzte. Warum der Weg über die Brücke überhaupt gesperrt ist, leuchtet den wenigsten ein, gebaut wird dort nicht. Das Verkehrsamt rechtfertigt die Umleitung mit „Sicherheitsgründen“. Immerhin würden auch Busse den Fuß- und Radweg befahren. Für Genzel vom ADFC ist das kein Grund, Radfahrer könnten die Situation selbst einschätzen. „Das sind ja keine Lemminge.“

Die Beschilderung will sich das Verkehrsamt jetzt noch einmal ansehen, die Umleitung soll aber bleiben. „Wir können ja nicht jedes Provisorium vergolden“, sagt Stellmann. Im öffentlichen Raum finde man schließlich viele zwielichtige Ecken, um die man nachts einen Bogen mache. Gerade gegen diese Ecken allerdings kämpfen Frauenbeauftragte wie Brigitte Melinkat: „Wir bemühen uns schon lange darum, dass solche Bereiche nicht entstehen. Eine vernünftige Beleuchtungssituation zu schaffen, ist bei weitem keine Vergoldung.“ Isabell Bürger