Kickern für Kenias Kinder

Seit drei Jahren gibt es eine Partnerschaft zwischen den Damen des FC St. Pauli und den Frauenfußballteams der „Old is Gold Slum Youth“ aus Nairobi. Darüber wird heute informiert – und für den Fortbestand soli-gekickert

Spätestens seit dem UN-Habitat-Bericht „The Challenge of Slums“ 2003 gibt es einen empirischen Beleg für die Warnung, dass es die Urbanisierung der Armut ist, die sich zum signifikantesten und politisch explosivsten Problem des nächsten Jahrtausends entwickeln wird. Über eine Milliarde Menschen leben heute bereits in Slums: in überfüllten, informellen Unterkünften, ohne angemessenen Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen, Einkommen, Medizin, ohne gesicherte Verfügungsgewalt über Grund und Boden.

Einer der größten Slums in Ostafrika ist Mathare in Nairobi. In dem kleinen Tal voller dicht gedrängter, in Müll und Abfällen versinkender Holz- und Lehmhütten leben eine halbe Million Menschen. Unter katastrophalen Bedingungen. Die häufigsten Todesursachen hier sind Aids-Folgeerkrankungen und Mord. Erwachsene gibt es kaum noch, fast zwei Drittel der Bewohner sind unter 20 Jahren.

Besonders schwierig ist die Situation für Frauen. Sie finden kaum Möglichkeiten, sich zu bilden, es gibt keine Arbeit, um das tägliche Überleben zu sichern. Viele sehen sich zur Prostitution gezwungen, die meisten sind mit frühen Schwangerschaften, HIV/Aids und Rollenbildern konfrontiert, die Frauen stark einschränken. 70 Prozent erziehen hier ihre Kinder allein.

Aber die jungen Bewohner sind auch ungewöhnlich engagiert. Fast jeder hier arbeitet in einer Jugendgruppe, beteiligt sich an der HIV/Aids-Aufklärung. Eines dieser Projekte sind die Fußballteams der „Old is Gold Slum Youth“ (OGSY), eines für Frauen und eines für Mädchen. Das gemeinsame Training bietet eine Pause im alltäglichen Überlebenskampf. Und das Projekt ermöglicht für viele den Besuch einer Schule oder eine Ausbildung.

Seit drei Jahren besteht zwischen den 1. Damen des FC St. Pauli und OGSY eine Partnerschaft. Zwei Spielerinnen konnten so weiter in die Schule gehen und neue Ausrüstung gibt es jetzt auch. Bald soll ein gemeinsames Weblog entstehen, die Frauen wollen informieren – und Geld besorgen. Denn die allgemeine Situation in Mathare hat sich in jüngster Zeit dramatisch verschlechtert, vor allem nimmt die Gewalt zu. Die Spielerinnen mussten den Slum verlassen, nachdem ihre Hütten abgebrannt worden sind und leben derzeit in einem Hotel. Die Kosten dafür sind aber nicht mehr lange zu bezahlen.

Aus diesem Grund fordert die Frauen- und Mädchenfußballabteilung des FC St Pauli am heutigen Samstag Nachmittag zum Soli-Kickerturnier in den Fanladen auf. Dort gibt es weitere Infos zur Situation in Kenia und dazu Musik, Getränke, Kuchen und Suppe. Das Startgeld ist mit vier Euro nicht hoch angesetzt. Das sind knapp sieben Prozent des durchschnittlichen monatlichen Einkommens in Kenia. ROBERT MATTHIES

Sa, 23.2., 15.30 Uhr, St. Pauli Fanladen, Brigittenstraße 3