Texanisches Showdown ohne Trendwende

Bei der letzten TV-Debatte vor den Vorwahlen am 4. März scheitert Hillary Clinton mit Angriffen auf Barack Obama

WASHINGTON taz ■ Der elfte Wahlsieg Barack Obamas in den letzten zwei Wochen ist mehr symbolischer Natur: Während sich die beiden demokratischen Konkurrenten Obama und Clinton in einer live aus dem texanischen Austin übertragenen Fernsehdebatte gezielte Seitenhiebe verpassten, kam die Nachricht, der schwarze Senator habe nun auch bei den US-Bürgern im Ausland gewonnen. In rund 30 Ländern konnten am Donnerstag die Parteianhänger abstimmen. Sie entschieden sich mit 65,6 zu 32 Prozent für den Senator aus Illinois. Die Auslandsbürger stellen vier Delegierte für den Nominierungsparteitag der Demokraten im August.

In Austin hatte erneut der US-Kabelsender CNN die beiden Bewerber eingeladen, sich vor den möglicherweise entscheidenden Vorwahlen in Ohio, Texas, Vermont und Rhode Island am 4. März ein weiteres Mal zu duellieren. Während Obama Frontalangriffe gegen seine Rivalin vermied, ging Clinton bei der 90-minütigen Debatte immer wieder in die Offensive.

Erneut beschuldigte sie Obama des Plagiats und wiederholte die Vorwürfe, Obama habe Slogans seines Parteifreunds, des schwarzen Gouverneurs von Massachussetts, Deval Patrick, „geklaut“. Obama reagierte darauf leicht genervt mit dem Hinweis, dass Patrick der Kovorsitzende seines Wahlkampfteams sei und ihm ausdrücklich angeboten hatte, seine Zitate zu verwenden. Als Clinton insistierte, er solle, wenn er schon so großen Wert auf Worte lege, doch wenigstens seine eigenen nehmen, buhte das Publikum sie aus. Obama konterte mit dem Appell, beide sollten sich nicht gegenseitig niedermachen, „sondern eher das Land aufrichten“.

Unterschiedliche Auffassungen wurden deutlich, als beide gefragt wurden, wie sie mit Kuba umgehen würden. Clinton sagte, sie würde sich erst dann mit dem designierten kubanischen Staatschef Raúl Castro zusammensetzen, wenn dieser politische Reformen umgesetzt habe. Obama erwiderte, er befürworte Gespräche ohne Vorbedingungen. Auf der Tagesordnung müsse dann aber die Frage nach den Menschenrechten stehen.

Hillary Clinton landete zum Schluss der Debatte noch einen Coup, indem sie etwas pathetisch sagte: „Es ist eine absolute Ehre, gegen Barack Obama anzutreten“ und: „egal wie dieser Wettstreit ausgeht, für uns wird es in Ordnung sein. Wir haben starke Unterstützung von Familie und Freunden.“ Von der plötzlichen Charmeoffensive war offensichtlich auch Obama überrascht. Vom Publikum bekam Clinton dafür standing ovations – und Obama kam gar nicht mehr dazu, selbst noch ein Schlusswort zu sprechen. Analysten waren sich nach der Debatte dennoch einig, dass Clinton an dem Abend wohl keine Trendwende erreicht habe.

Im Clinton-Lager wird bereits eingeräumt, dass die New Yorker Senatorin am 4. März deutlich gewinnen muss, um noch eine Chance zu haben. Vor diesem Hintergrund hatten viele Experten einen noch aggressiveren Kurs Clintons erwartet. Jüngsten Meinungsumfragen zufolge liegen Obama und Clinton in Texas mit je 47 Prozent gleichauf.

ADRIENNE WOLTERSDORF