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Dafür, dass Jamaika ungefähr etwa so viele Einwohner wie das Bundesland Brandenburg hat (bei einem Drittel der Fläche), ist es immer wieder erstaunlich, wie viel großartige Musik auf dieser Insel entstanden ist. Man nehme etwa den Output des Produzenten Joe Gibbs, der am Donnerstag im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist. Buchstäblich hunderte von Stücken hat er von den späten Sechzigern bis in die frühen Achtziger veröffentlicht, eines schöner als das andere. Ursprünglich Elektroingenieur, fing Gibbs Mitte der Sechziger an, in seinem Radioreparaturladen in Kingston Platten zu verkaufen. Dabei blieb es nicht: Zusammen mit Lee Perry begann er im Hinterraum Musik aufzunehmen: Roy Shirleys „Hold Them“ war einer seiner ersten Hits, eines der ersten Stücke des Rocksteady. Auch als Rocksteady sich Anfang der Siebziger zu Reggae verlangsamte, war Gibbs und sein Studio dabei. Mit dem Bassisten Robbie Shakespeare, dem Schlagzeuger Sly Dunbar und dem Gitarristen Earl „Chinna“ Smith hatte er zeitweilig die beste Studioband Jamaikas – mit verschiedenen Sängern brachte Gibbs über hundert jamaikanische Nummer-1-Hits heraus. Dabei war er ein Räuberbaron, wie alle anderen Plattenlabelbetreiber und Produzenten, die es je in Jamaika zu etwas gebracht haben – im Unterschied zu ihnen brach ihm aber die gerichtliche Auseinandersetzung um die Rechte an „Someone Loves You Honey“ das Genick. Er machte das Stück mit J. C. Lodge zu einem Hit – ohne den Songwriter Charley Pride zu bezahlen. Der Prozess zog sich über Jahre hin, die Strafe konnte Gibbs nicht bezahlen, so zog er sich in den Achtzigern aus dem Geschäft zurück.

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