Brösel-Schwelle stoppt ICE nach Berlin

Die Bahnstrecke Hamburg-Berlin wird 2009 für drei Monate gesperrt, da schadhaftes Material ausgetauscht wird

Eine Reise nach Berlin dauert momentan mit dem ICE neunzig Minuten. 2009 wird dies anders. Für mindestens drei Monate wird die Strecke voll gesperrt. Die Umleitung über Uelzen und Stendal dauert dann mindestens 30 Minuten länger. Für den Ausbau der 2004 eröffneten Schnellstrecke verwendete die Bahn offenbar schadhaftes Material – jetzt zerbröseln die Betonschwellen auf der 290 Kilometer langen Strecke. 2009 sollen sie daher ausgetauscht werden.

Die Bahn wollte dazu keine Stellung nehmen. Das Problem sei aber nicht neu, hieß es aus Kreisen der Deutschen Bahn AG. In den neunziger Jahren hatte die Bahn Betonschwellen in Mecklenburg-Vorpommern gekauft, die sich später als schadhaft heraus stellten. Trotzdem wurden sie sowohl beim ersten Ausbau der Strecke Berlin-Hamburg von 1992 bis 1997 verwendet, als auch beim zweiten, der 2004 abgeschlossen wurde. Man nahm an, sie würden noch Jahre halten. Derzeit besteht angeblich kein Sicherheitsrisiko, da die Schwellen noch zwei Jahre liegen könnten.

Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ hat an diesem Vorgehen nichts auszusetzen. „Die Bahn hat den Schaden erkannt, bevor er sicherheitsrelevant wurde“, sagte Sprecher Karl-Peter Naumann. Die Vollsperrung sei für den Kunden sinnvoller als eine Sanierung nachts und an Wochenenden. Versäumnisse warf Naumann der Bahn vor allem für die Vergangenheit vor. „Sie hätte von Anfang an zielgerichtet und sorgfältig auf den Ausbau zur Höchstleistungsstrecke hinarbeiten müssen“, sagte er. Dann wäre das schadhafte Material möglicherweise aufgefallen, bevor die Schwellen verlegt wurden. Dass diese bei der Sanierung 2004 nicht ausgewechselt wurden, versteht er. „Das ist wie bei einer Waschmaschine. Die nutzen sie auch solange, bis es nicht mehr geht.“Lisa Thormählen