Vorbild Weltpokalsieger-Besieger

Der Patient VfB Lübeck ist durch ein vom FC ST. Pauli abgekupfertes „Retterkonzept“ finanziell auf dem Weg der Besserung. Noch fehlen aber 500.000 Euro für den Rest der Saison. Fans versteigern ihre Weihnachtsgeschenke

Die Kreativität der Fans zur Rettung ihres finanziell angeschlagenen Fußball-Regionalligisten VfB Lübeck kennt keine Grenzen. So schlägt ein Fan in einem eigens eingerichteten Forum ein Blitzturnier unter dem Motto „Kampf der Hanse“ vor, bei dem die Lübecker gegen Teams aus anderen Hansestädten wie Bremen, Hamburg und Rostock spielen, um Geld in die Kassen des klammen Klubs zu spülen. Andere wieder haben eine „Rettungsauktion“ im Internet begonnen und versteigern überflüssige Weihnachtsgeschenke, um Geld zu sammeln.

Es gibt viele Ideen neben dem seit drei Wochen von Vereinsseite laufenden „Retterkonzept“, bei dem Dauerkarten auf Lebenszeit für das Stadion an der Lohmühle oder „Retter“-Trikots angeboten werden. Vorbild dabei: Die „Retter“-Kampagne des FC St. Pauli. „Man kann aber Hamburg und Lübeck nicht vergleichen“, sagt Präsident Wolfgang Piest, der zurzeit in einem dreiköpfigen Präsidium mit Wolf-Rüdiger Wittke und Detlef Seidler die Geschäfte des VfB führt.

Bisher sind 100.000 der bis Saisonende benötigten 600.000 Euro zusammengekommen. „Die Lage ist weiter ernst“, sagt Piest. Durch ein am 25. März geplantes „Retterspiel“ gegen das Vorbild St. Pauli, den „Weltpokalsieger-Besieger“, sollen weitere Einnahmen erzielt werden. Vergangene Woche klopften die Lübecker beim FC Bayern wegen eines Benefizspiels an. „Sie haben sich aber noch nicht gemeldet“, sagt Piest. Auch Bayer Leverkusen, der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund wurden gefragt. Die lehnten ab.

Zudem stehe der VfB mit weiteren potenziellen Sponsoren in Kontakt. „Wir versuchen es auf allen Fluren, wo aber dicke Bretter sind, durch die wir uns bohren müssen“, sagt der VfB-Präsident. Die vor kurzem noch ausstehenden Gehälter für November, Dezember und Januar sind mittlerweile gezahlt.

In personeller Hinsicht wurden die Weichen für die Zukunft bereits gestellt. So soll Kapitän Dietmar Hirsch ab der kommenden Saison neuer Sportdirektor werden. „Es sind nur noch Kleinigkeiten zu klären“, sagte der 36-Jährige den Lübecker Nachrichten. „Natürlich geht es ums Geld, aber da sind wir nicht meilenweit auseinander. Wir werden uns einigen.“

Auch mit dem Trainer Uwe Fuchs würde man gerne weiterarbeiten, sagt Präsident Piest. Eine Entscheidung steht aber noch aus. Dies gilt auch mit Blick auf das Team. „Der Kern der Mannschaft soll gehalten werden. Erst müssen wir aber die Trainerfrage in trockene Tücher bekommen“, sagt Piest.

Nur Keeper Tobias Braun und Mittelfeldspieler Abdoul Karim Martens haben einen Vertrag über die Saison hinaus. Es sind noch viele Baustellen, die Präsident Piest zu versorgen hat. Am wichtigsten ist aber das 500.000 Euro-Loch im Etat, das geschlossen werden muss, um nicht doch insolvent zu werden. FEG