Protest gegen Abholzung

Im Lietzenseepark sollen knapp 60 Bäume gefällt werden – weil sie angeblich morsch sind. Die Grünen bezweifeln, dass die Abholzung notwendig ist, und fordern ein unabhängiges Gutachten

VON LISA THORMÄHLEN

Im Lietzenseepark sollen in dieser Woche in einer Hauruck-Aktion 59 Bäume gefällt werden. Das Ad-hoc-Vorgehen des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf zieht vor allem die Kritik der Grünen auf sich. „Ich habe große Probleme mit der Informationspolitik des Bezirksamtes“, sagt Sybille Centgraf, Abgeordnete der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg. Sie glaubt, der Bezirk habe versucht, insbesondere die Grünen außen vor zu halten. „Wir sollten keinen Widerstand gegen die Fällungen organisieren.“

Der zuständige Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler hat vergangenen Donnerstag die geplante Fällung in einer kurzen Pressemitteilung angekündigt. Die Bezirksverordneten sind zunächst nicht informiert worden. Gröhler verteidigt nun seine Informationspolitik. „Wir haben diejenigen unterrichtet, die sich um den Park kümmern“, sagt er der taz. Tatsächlich finden die Fällungen in Absprache mit der Bürgerinitiative „Bürger für den Lietzensee e. V.“ statt. Bei vergangenen Fällungen in anderen Parks des Bezirks habe es mit diesem Vorgehen nie Probleme gegeben, so Gröhler.

Doch trotz der kurzfristigen Ankündigung regte sich in den vergangenen Tagen Protest gegen die Abholzung. „Wir glauben, dass diese Bäume zum Lebensraum der besonders geschützten Bockkäfer und der Fledermäuse im Park gehören“, sagt Centgraf. Die Grünen fordern deshalb, dass zunächst ein unabhängiges Baumgutachten erstellt wird.

Auch die Baumschutzgemeinschaft Berlin kritisiert das Vorhaben des Bezirksamts. Die Vorsitzende Antje Solmsdorf fordert größere Transparenz. „Ich habe große Probleme nachzuvollziehen, warum gleich 60 Bäume auf einmal gefällt werden müssen.“ Ähnlich gehe es vielen Anwohnern des Lietzenseeparks. „Es ist wichtig, dass die Gutachten des Bezirksamts öffentlich gemacht werden“, fordert Solmsdorf.

Aufzuhalten sind die Fällungen trotz des Protests wohl nicht mehr. „Es werden knapp 60 Bäume gefällt werden“, sagt Gröhler. „Die betroffenen Bäume sind nicht mehr standfest“, begründet er die Entscheidung. Laut Centgraf stehen jedoch zumindest 9 der betroffenen Bäume unter Denkmalschutz. Dabei handele es sich um sehr große Altbäume. „Wenn diese Bäume abgeholzt werden, wird auch ein Stück Geschichte vernichtet“, so die Grüne.

Dies ist offenbar auch dem Bezirksamt bekannt. Ein Ortstermin mit dem Landesdenkmalamt sei geplant, sagt Gröhler. Allerdings könne der Denkmalschutz dem Bezirksamt nicht die Gefährdungsprognose abnehmen. Mit der Fällung kleinerer Bäume wurde bereits begonnen.

Die Proteste wegen der Fällungen hält Gröhler für übertrieben. Das Thema sei stark emotionalisiert und politisiert worden. „Es handelt sich um knapp 60 Bäumen bei insgesamt 4.000 Bäumen im Park.“

Für Solmsdorf von der Baumschutzgemeinschaft ist das jedoch kein ausreichendes Argument. 60 Bäume hätten in einer dicht besiedelten Stadt wie Berlin eine ganz andere Dimension als im ländlichen Raum. Sie appeliert an das Bezirksamt, die Fällungen nicht aus Sturheit durchzuführen. „Es ist ja auch keine Schande, wenn man durch andere Einsichten zu neuen Planungen kommt.“