heute in bremen
: Zwei-Klassen-Azubis

Auszubildende der Stadt protestieren heute mit Ver.di für mehr Geld und Freizeit

taz: Herr Schulz, ist die ABiG ein Instrument der Stadt, um Dumping-Löhne zu zahlen?

Benjamin Schulz, Gewerkschaftssekretär Ver.di: Die Ausbildungsgesellschaft Bremen mbH (ABiG) wurde 2004 tatsächlich gegründet, um zu sparen. Sie bildet den größten Teil des Nachwuchses für den öffentlichen Dienst aus.

Um welche Summen geht es?

Die 631 Auszubildenden der ABiG bekommen im ersten Lehrjahr 415 Euro brutto, das sind 200 Euro weniger Lohn als die 20 Auszubildenden im originären öffentlichen Dienst. Außerdem müssen sie eine Stunde pro Woche länger arbeiten als alle anderen Angestellten der Stadt und haben einen Tag weniger Urlaub im Jahr.

Gibt es keinen Betriebsrat?

Bis jetzt durfte es keinen geben. Der Trick ist, dass die Azubis nicht dem Betriebszweck dienen wie Ausbilder oder Verwaltungsangestellte, sondern der Betriebszweck selbst sind. Deswegen durften sie nicht mitreden oder einen Vertreter wählen.

Bis jetzt?

Einen kleinen Erfolg haben wir in unseren Verhandlungen schon erzielt. Die ABiG hat sich verpflichtet, fünf Arbeitnehmer - unter anderem von Behörden geliehene - anzustellen. Damit darf es einen Betriebsrat geben und die Azubis dürfen einen Vertreter wählen. „Das kostet uns ja nicht viel“, hat Senatorin Linnert dazu gesagt.

Wie wird Ihre Aktion aussehen?

Es wird eine Theateraktion vor der Stadtbibliothek geben, für die die ABiG ebenfalls ausbildet. Die ABiG-Azubis werden ihre missliche Lage szenisch darstellen und Flugblätter verteilen.

Fragen: Isabell Bürger