Letztes Hurra für einen alten Haudegen

Die ersatzgeschwächten deutschen Tischtennisspieler erreichen doch noch das WM-Viertelfinale, und den entscheidenden Punkt holt ausgerechnet der bereits ausgemusterte Jörg Roßkopf. Die Frauen scheitern an Rumänien

BERLIN taz ■ Das rote Trikot der Nationalmannschaft spannte schon etwas über dem kleinen Bäuchlein, aber da stand er wieder hinter der Platte für den DTTB: Jörg Roßkopf. Eine sagenhafte Verletzungsmisere hatte sie möglich gemacht, die Rückkehr der eigentlich schon ausgemusterten deutschen Tischtennis-Ikone, ein letztes Hurra für einen Abgeschriebenen.

Und der Reaktivierte enttäuschte nicht: Als es um alles ging, da war der 38-Jährige da und gewann das entscheidende fünfte Einzel gegen Österreich. Dank dem Sieg des alten Haudegen erreichte eine ersatzgeschwächte deutsche Mannschaft gestern bei der Weltmeisterschaft im chinesischen Guangzhou überraschend das Viertelfinale. Nach dem knappen 3:2-Sieg gegen Österreich geht es nun heute gegen Mitfavorit Südkorea.

Dass Roßkopf überhaupt dabei war, darf schon als Sensation gelten. Fiel vor dem Turnier schon der Weltranglisten-Fünfte Timo Boll lädiert aus, verletzten sich in den abschließenden Gruppenspielen dann auch noch die deutsche Nummer drei und vier. Christian Süß konnte wegen einer Prellung an der rechten Schlaghand nicht antreten, Bastian Steger musste nach einem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel passen.

So musste der von den Bundestrainern eigentlich schon ausgemusterte Roßkopf noch einmal ran. Und begann gut: Gegen den ehemaligen Einzelweltmeister Werner Schlager verlor er nur knapp mit 2:3 Sätzen. Anschließend sorgte der erst 19-jährige Dimitrij Ovtcharov mit einem 3:0 gegen den besten europäischen Abwehrspezialisten Chen Weixing für den Ausgleich. Die Ersatznummer drei, Patrick Baum, brachte mit einem überraschenden 3:1 gegen Robert Gardos die Deutschen sogar in Führung, die allerdings Schlager mit einem 3:1 gegen Ovtcharov postwendend wieder egalisieren konnte. So war alles vorbereitet für den glorreichen Auftritt von Roßkopf, der beim 3:1 gegen Chen alte Klasse aufblitzen ließ.

Die deutschen Frauen waren gestern Morgen bereits im Achtelfinale nur knapp mit 2:3 an den Rumäninnen gescheitert, die aber wiederum im Viertelfinal chancenlos waren beim 0:3 gegen die Topfavoritinnen aus China. TO