kopfläuse
: Zeitraubende Prüfungen

Die Bielefelder Arzneimittelfirma Dr. Wolff will mit einer beispiellosen Kampagne den Absatz seines Anti-Kopflaus-Mittels Etopril ankurbeln. „Insektizide gehören nicht auf Kinderköpfe“, war diese Woche in großen Buchstaben auf einer ganzseitigen Anzeige in der FAZ zu lesen. Ein offener Brief vom Dr.-Wolff-Geschäftsführer an die Bundesgesundheitsministerin. „Undenkbar“, „skandalös“. In unserem Land werden noch „immer Insektenvernichtungsmittel angewendet, um Kinder von Kopfläusen zu befreien“, heißt es in dem Brief. Dabei gebe es doch inzwischen eine „insektizidfreie“ Alternative – nämlich Etopril. Ein Manko nur hat nach Meinung von Dr. Wolff das Anti-Kopflaus-Präparat. Es ist noch nicht in die offizielle „Entwesungsmittelliste“ aufgenommen. Und das ist die Bedingung dafür, dass auch Kindergärten und Gesundheitsämter damit arbeiten können. Bisher soll auch nur eine Krankenkasse dazu bereit sein, bei Kindern die Kosten für Etopril zu übernehmen. Zwei Jahre etwa dauert es, bis ein neues Mittel alle Prüfungen durchlaufen hat. Erst wenn diese bestanden sind, kann es auf die Entwesungsmittelliste. Das dauert Dr. Wolff viel zu lange. Nach Angaben des arznei-telegramms wurde erst vor drei Monaten ein Antrag auf Prüfung gestellt. Zudem ist das arznei-telegramm auch von der Wirksamkeit des Mittels nicht überzeugt. Doch Dr. Wolff will sein Etopril jetzt verkaufen. Deshalb der offene Brief. Vielleicht weiß unsere Gesundheitsministerin ja einen Weg, wie diese zeitraubenden Tests umgangen werden können. WOLFGANG LÖHR