berliner szenen Keine Telefonscherze

Studio Braun

Die Volksbühne ist ausverkauft, alle wollen Studio Braun sehen, die berühmten Hamburger mit ihren Telefonscherzen. In kindlicher Vorfreude erinnert man sich an Braun’sche Kleinodien wie die Koksbestellung, den Mauerbau, das geschlagene Kind, und fragt sich, wie so etwas überhaupt live auf der Bühne reproduziert werden kann.

Aber Heinz Strunk, einer der drei Braunisten, stellt klar: „Ich hab gehört, dass irgendwelche Honks hier glauben, wir machen so Telefonscherze. Aber das ganze Genre Telefonstreich ist so was von out, tot, ausgelutscht, zu Grabe getragen von den Privatradios, wir machen heute natürlich keine Telefonscherze.“

Kaum verhohlene Enttäuschung macht sich da breit. Aber das Fremdeln dauert nicht allzu lange, denn das Dreigestirn hat sich eine perfekte Rollenverteilung zugelegt: Rocko Schamoni, Dr. Love, ist der liebenswerte, bubenhafte Charmeur, er spielt virtuos die Herrenharfe (Zither) singt mit seiner schönen, tiefen Stimme von den Verheißungen der Liebe und liest seine „Bappa“-Geschichten, Jacques Palminger hingegen gibt den dämonischen Verführer und existenzialistischen Lebemann, seine geschliffenen Ansprachen haben auch etwas Beklemmendes, seine Songs immer auch eine groteske, unheimliche Zwischenebene.

Heinz Strunk dagegen ist eher der Mann fürs Grobe: Ausscheidungen, Pickel, erträumter, aber nie stattgefundener Sex sind seine Themen. Und wie es bei großen Boygroups so üblich ist: Jeder Typ hat seine eigenen Fans. Die Zugaben zeigen exemplarisch die große Bandbreite der Hamburger Unterhaltungsgruppe: Auf eine Ode an den großen Designer Colani und das Runde an sich folgt ein einfaches Lied über den Popo und seine Geräusche. CHRISTIANE RÖSINGER