Keine Rückkehr für Marnette

Bei Affinerie-Aktionärstreffen scheitert Ex-Chef Werner Marnette mit dem Versuch, einen Platz im Aufsichtsrat zu erhalten. Heftige Kritik an Aufsichtsratschef Ernst J. Wortberg wegen des Einstiegs des österreichischen Investors Kovats

Für den früheren Vorstandschef der Norddeutschen Affinerie (NA), Werner Marnette, wird es keine Rückkehr ins Machtzentrum des Konzerns geben. Marnette scheiterte Freitagnacht auf der Hauptversammlung des Unternehmens bei dem Versuch, einen Sitz im Aufsichtsrat zu erringen. Auf dem zwölf Stunden langen Aktionärstreffen kam es zu harten Wortgefechten und Angriffen gegen den Aufsichtsrat. Dabei ging es vor allem um den Einstieg des österreichischen Investors Mirko Kovats, der das Unternehmen in heftige Turbulenzen gestürzt hatte. Doch sämtliche Versuche, dem Aufsichtsrat Abstimmungsniederlagen zuzufügen, schlugen fehl.

Zahlreiche Aktionäre kritisierten vor allem den Aufsichtsratsvorsitzenden Ernst J. Wortberg für seine Versammlungsleitung, konnten aber seine Abwahl nicht durchsetzen. Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet, alle Beschlussvorschläge der Verwaltung angenommen. Die NA strebt nach der Übernahme des belgischen Unternehmens Cumerio eine weltweite Spitzenstellung als integrierter Kupferkonzern an.

Die Hauptversammlung hatte mit einem Aufstand der Aktionäre gegen Wortberg begonnen, der von der Mehrheit der 3300 Teilnehmer im Hamburger Congress Centrum CCH ausgepfiffen wurde. Die Aktionäre warfen Wortberg vor, er habe bei dem Verkauf eines Zehn-Prozent-Aktienpakets der Firma Possehl über die Commerzbank im vergangenen Jahr dem österreichischen Investor Mirko Kovats den Einstieg bei der NA ermöglicht und damit den Startschuss für zahlreiche Turbulenzen gegeben. Ungeachtet der lautstarken Missfallenskundgebungen unterstützten lediglich neun Prozent den Antrag, Wortberg als Versammlungsleiter abzulösen.

Der frühere Vorstandschef Marnette erklärte der Versammlung, er wolle seine Erfahrung und seine Kontakte aus 30 Jahren bei der Affinerie dem Unternehmen weiter zur Verfügung stellen. Allerdings hatte Marnette weder die Unterstützung des Aufsichtsrates noch der größeren Aktionäre wie der Stadt Hamburg oder der HSH Nordbank. So gelang es ihm nicht, bei der Abstimmung zehn Prozent des anwesenden Kapitals auf seine Seite zu ziehen.

Dem Unternehmen geht es trotz aller Turbulenzen gut. Nach der erfolgreichen Cumerio-Übernahme, die spätestens in wenigen Wochen abgeschlossen sein wird, peilt der Konzern größere Ziele an. „Aufbauend auf unserer starken Position in Europa planen wir die Erschließung weiterer Akquisitionsmöglichkeiten, beispielsweise in Asien und Südamerika“, sagte Vorstandschef Bernd Drouven. DPA