Cebit präsentiert sich grün

Neues Konzept, neuer Schwerpunkt: Auf der 32. Cebit in Hannover zeigt die IT-Branche wie immer all das, was Arbeit und Leben einfacher und schöner machen soll. Diesmal soll es sogar umweltfreundlich sein – Greenpeace ist auch dabei

Die Cebit beginnt – und diesmal sind es nur noch 5.845 Aussteller. Deren Zahl, an der die weltgrößte Computermesse gerne gemessen wird, sinkt seit Jahren stetig. Genauso die Besucherzahl: Im vergangenen Jahr waren es nur noch halb so viele wie zehn Jahre zuvor.

Das Konzept der Cebit sei deshalb gründlich überarbeitet worden, sagt Cebit-Sprecher Hartwig von Saß: „Die Zeiten, als wir für jedes Produkt eine Halle vorgesehen haben, sind vorbei.“ Stattdessen stehe jetzt der Besucher im Mittelpunkt: „Der kommt ja, um Lösungen für seine Probleme zu finden. Dem haben wir Rechnung getragen.“ Und Bereiche geschaffen, die „Business Solutions“ heißen, „Public Sector Solutions“, „Home & Mobile Solutions“ oder „Technology & Infrastructure“. Und was die Besucherzahlen betrifft: „Wie viele Leute kommen, ist uns erst einmal egal. Uns ist wichtig, welche Leute kommen.“ Diese Cebit, prophezeit von Saß, werde nicht die letzte sein.

Sie ist in gewisser Weise sogar die erste – mit Blick auf ihr Schwerpunktthema „Green IT“. „Hier haben sehr viele Unternehmen in den letzten Jahren sehr viele Gedanken investiert“, sagt der Cebit-Sprecher. Die wolle man nur bündeln – in der Frage, wie Hardware selbst umweltverträglich produziert werden könne. Und in der Frage, wie Hardware helfen könne, andere Produkte umweltverträglich zu produzieren. Auf einen fahrenden Zug aufzuspringen sei besser, als ihm hinterher zu winken, sagte Sven-Michael Prüser von der Messe Hannover am Montag zum selben Thema.

Gleiches sagt Ulrike Kallee, Chemie-Expertin bei Greenpeace. Das Bewusstsein für die Problematik zu wecken, sei löblich – „vor drei Jahren war vieles, was heute zu sehen ist, noch undenkbar“. Und auch vieles, was nicht zu sehen ist: Chemikalien, die heute überflüssig sind, oder Designs, die erlauben, kaputte Teile auszutauschen, ohne das ganze Gerät wegwerfen zu müssen. Generell sei das Elektroschrott-Problem – jedes neue Gerät macht ein altes überflüssig – nämlich nach wie vor ungelöst.

Vergangenes Jahr hatte Greenpeace deshalb mit einem fünf Meter hohen Elektroschrott-Berg gegen die Ausstellung demonstriert. Heute ist die Organisation mit einem eigenen Info-Stand beteiligt – „nicht als PR-Gag“, sagt Cebit-Sprecher von Saß. „Sondern als ein Aussteller von fast 6000.“ Denn eigentlich, sagt er, sei die Farbe der Cebit ja nicht grün. Sondern rot.FLORIAN ZINNECKER

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