Problemfall Stromnetz

DÜSSELDORF taz ■ Zum Thema Stromnetze kam Eon-Chef Wulf Bernotat nichts über die Lippen. Statt über den geplanten Netzverkauf wollte er lieber über den gestiegenen Gewinn sprechen, als er in Düsseldorf am Donnerstag den Geschäftsbericht für 2007 vorstellte. Der Grund für die Zurückhaltung: Beobachter vermuten, dass das Geschäft mit den Netzen Konzernen wie Eon immer weniger Gewinn bringt.

Auch die Renditeaussichten für die Hoch- und Höchstspannungsnetze, also die „Strom-Autobahn“, sind nicht die besten. Hauptursache: Die Autobahn muss erheblich ausgebaut werden. Vor den deutschen Küsten sollen in den nächsten Jahren mehrere Windkraftparks entstehen. Zudem planen die Stromerzeuger 22 neue Kohlekraftwerke. Gerade zwischen Nord- und Süddeutschland müssen die Übertragungsnetze daher ausgebaut werden.

Und auch der Strom aus dem Ausland kann nicht immer ungehindert ins deutsche Netz fließen: „Durch den internationalen Stromhandel gibt es an den Grenzkuppelstellen erhebliche Engpässe“, sagt Hans-Jürgen Haubrich von der Universität RWTH Aachen. Die Betreiber der Hochspannungsnetze, die vier großen Stromkonzerne, rechnen mit Investitionsbedarf von rund 6,3 Milliarden Euro bis zum Jahr 2016.

„In allen Bereichen des Stromnetzes fehlt es an Investitionen“, sagt Claudia Kemfert, Energieökonomin am DIW. Das Stromnetz sei zwar sehr engmaschig, aber veraltet, urteilen auch andere Fachleute. Dabei sind die Netzentgelte für die Stromdurchleitung von 2002 bis zum Jahr 2007 um fast 13 Prozent auf 1,41 Cent pro Kilowattstunde gestiegen.

Nun jedoch hat die Netzagentur zum zweiten Mal in Folge die Preise gesenkt. „Die Rendite für die Netzbetreiber sinkt“, folgert der Essener Energiewirtschaftler Christoph Weber. Von dem Klotz möchte sich Eon befreien. Frei nach dem Motto: Aussteigen, wenn es am schönsten ist. MORITZ SCHRÖDER