heute im ostchinesischen meer
: „Wir gehen besonders zärtlich vor“

Bremer Erfolgs-Roboter Quest taucht zum 200. Mal ab, um Bilder vom Meeresgrund zu liefern

taz: Herr Meinecke, Quest geht heute zum 200. Mal ins Wasser – welchen Anteil hat Ihr Tauchroboter am Erfolg der deutschen Tiefseeforschung?

Gerrit Meinecke, BremerZentrum für Marine Umweltwissenschaften (Marum): Einen großen. Bevor wir den Tauchroboter „Quest“ hatten, gab es in Deutschland kein entsprechendes Instrument für Tiefseeforschung. Amerika, Japan und Frankreich haben so etwas allerdings schon länger.

Unterscheidet sich der Bremer Roboter durch irgendetwas von denen?

Ja, er ist der erste mit einer installierten High-Definition-Television-Kamera. Sie liefert uns hochauflösende Bilder in 3-D-Qualität. So kann man neue Lebensformen und Lebensräume kennen lernen, ohne in das System eingreifen zu müssen. Wir bringen kaum noch etwas an die Oberfläche, um es zu untersuchen.

Ist Ihre Forschungsarbeit also umweltverträglich?

Daran ist uns sehr gelegen. Was ich gerade beschrieben habe, nennt man „minimalinvasive“ Forschung.

Ähem?

Das heißt, wir gehen besonders zärtlich vor. Allerdings entdecken wir auch geographische Gegebenheiten, die später für die Energiegewinnung ausgenutzt werden könnten.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Die Asphalt-Vulkane etwa, die wir im Golf von Mexiko entdeckt haben und die auf Erdölquellen hinweisen. Wenn man so etwas ganz vermeiden will, darf man nicht mehr forschen.

Welche Bilder fördert die Kamera an die Oberfläche?

Wir entdecken mit jedem Tauchgang etwas Neues. Seltener spektakuläre Fische, eher besondere Quallen oder Bakterienkolonien. Die sehen auf den ersten Blick oft aus wie ein Tiefsee-Flokati und benutzen Methan-Gas-Quellen als Energielieferant. Ich bin immer wieder überrascht, unter welchen unwirtlichen Bedingungen Leben entsteht.

Kann Otto Normalverbraucher sich die Bilder auch ansehen?

Im Marum-Gebäude an der Uni gibt es einen Show-Room. Dort können sich Interessierte die Aufnahmen in einer Art „Best-of“ der Expeditionen ansehen und erklären lassen.

INTERVIEW: ISABELL BÜRGER