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Am Pornoflipper

Im „West Germany“

Das „West Germany“ ist wie ein Film über Drogenjugendliche aus den späten 70ern. Im angenehm abgerockten Hinterzimmer der ehemaligen Hautarztpraxis im Neuen Kreuzberger Zentrum stehen sechs Flipper vor einer Schwarz-Weiß-Fototapete mit japanischem Missionar und lachenden srilankischen Kindern. Barbara Breitenfellners zurückhaltend tolle Rauminstallation heißt „We should have occupied every place“.

Kri hatte gesagt, ich sei der Ausstellungsgeeignete, da ich doch „Flipperkönig“ sei. Die Flipper im Raum heißen unter anderem: „Demolition Man“, „Star Wars“, „Pin Bot“ und „Sopranos“. Sie sind teils besser in Schuss als die oft vernachlässigten Maschinen mancher Kneipen. In einem kleinen, durch fleischereiaffine Gummi- und sexshoptypische Glitzerstreifenvorhänge abgetrennten Sonderraum steht Williams „F-14 Tomcat“-Flipper von 1987, den Isabel Ott zu einem Pornopinball umgestaltet hat. Mit trotz aller Explizität nostalgisch schimmernden Pornobildern aus den 50er- und 60er-Jahren. Der Flipper sieht aus wie ein Pornojahrmarkt. Es gibt auch viele Gummischwänze. Einen fasst man beherzt an beim Abstoß der Kugel; ein anderer schiebt sich zwischen die Beine des Spielers und war früher mit einem elektrischen Vibrator ausgerüstet. Bisschen irritierend, beim Spielen in Gummimösen zu fassen. Aber beim Spielen an diesem mit viel Orange auch farblich sehr angenehm gestalteten Gerät vergisst man’s fast wieder. Nur wenn ein anderer guckt, fühlt man sich bisschen komisch und geht wieder zu den angezogenen Flippern. Die Ausstellung, die noch bis Sonntag läuft, ist wie ein schönes Schlaraffenland aus Schwänzen, Mösen, Rauchen, Trinken und Umsonst-Spielen, so lang man kann. DETLEF KUHLBRODT

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