125 Jahre Lippenstift

Falsche Farbe

Leider bin ich nie dazu gekommen, Rosita Hunzinger darauf aufmerksam zu machen, wie scheiße die Farbe ihres Lippenstifts ist. Fällt mir anlässlich der Festivitäten zu 125 Jahren Lippenstift ein. Und weil dieses Utensil –– damals mit einem Seidenpapier ummantelt – erstmals von einem Pariser Parfümeur 1883 auf der Weltausstellung in Amsterdam vorgestellt wurde, sind die Galeries Lafayette bei diesem Jubiläum besonders engagiert.

Der Eröffnungsevent war zwar ein Desaster: Der Einlass dauerte ewig, der für den Event abgeteilte Raum war viel zu klein, und die Idee, ihn mithilfe schwarzer, lappiger Stoffbahnen abzuteilen, so idiotisch wie trostlos – ein Begriff, der auch für das Catering gilt; doch da sich in den kommenden Wochen die einzelnen Kosmetikmarken bei Lafayette kräftig ins Zeug werfen werden, steht Besseres zu hoffen. Die neuen, klaren, rotbetonten Farben jedenfalls stimmen schon mal versöhnlich. Mit ihnen endete der Rundgang durch die Geschichte des Lippenstifts, wie sie der Berliner Starvisagist René Koch mit seiner Sammlung all der putzigen Aufmachungen präsentierte, in denen der Lippenstift schon mal daherkam: Kombinationen aus Puderdose und Zigarettenetui mit integriertem Lippenstift aus den Roaring Twenties, alte, handgeschnitzte Unikate aus der Nachkriegszeit, romantisch verspielte Liebhaberstücke aus den 60er-Jahren.

Nun liegt es nicht immer an den wechselnden Modefarben, dass einige Frauen partout nicht den richtigen Lippenstift finden. Bei ihnen liegt’s einfach am (schlechten) Charakter. So giftig, wie er, so giftig ist auch ihr Lippenstift. „Stylo d’amour“ hat Sarah Bernhardt das bunte, schmierige Ding genannt. Darauf wär nicht jede Frau gekommen.

BRIGITTE WERNEBURG