Der siegreiche Schützenkommissar

Sozialdemokrat Jürgen Dupper, 47, ist es gelungen, im tiefschwarzen Passau das Bürgermeisteramt zu erobern. Dabei spielte wohl auch sein Engagement im Schützenverein eine Rolle FOTO: SPD/BAYERN

So einfach ist das mit dem Gewinnen für Sozialdemokraten, selbst in Bayern. Jürgen Dupper weiß, was die Menschen daheim wollen. Bei der Stichwahl am Sonntag hat Dupper das Passauer Oberbürgermeisteramt mit veritablen 61,4 Prozent der Wählerstimmen übernommen. Das war zwar nicht der erste Sieg für die SPD in Passau, aber der deutlichste.

Das ist bemerkenswert, weil die Dreiflüssestadt im tiefschwarzen Niederbayern liegt. 64,9 Prozent wählten bei der vorigen Landtagswahl 2003 in diesem Regierungsbezirk CSU, nur 14,2 die SPD. Aber Dupper ist gebürtiger Passauer, hat am humanistischen Gymnasium Abitur gemacht und von Kindesbeinen an mitbekommen, dass hier am Ende Bayerns auch die Mitgliedschaft im richtigen Verein wahlentscheidend sein kann. Schützenkommissar der „Königlich privilegierten Feuerschützen Passau“ ist er, und man darf getrost annehmen, dass das gemeinschaftliche Schießen auch manchen CSUler für ihn einnimmt. Zumal Dupper, der bisher im Landtag saß, sich auch im Parlament redlich für die Freunde von Jagd und Schießeisen einsetzt.

In Bayern ist solches Engagement bei Persönlichkeitswahlen entscheidend. Duppers Parteigenosse Paul Wengert musste das ebenfalls erfahren. Er verlor in der Augsburger Stichwahl gegen seinen CSU-Herausforderer – obwohl die Bilanz der vergangenen Jahre nicht schlecht war. Aber Wengert tat Wünsche und Stimmungen in der Bürgerschaft oft allzu herrisch ab. Der 47-jährige Dupper dagegen gibt sich in Passau ganz bodenständig. Vor zwei Wochen eilte er abends vom Tango-Kurs direkt ins Wahlamt, um die Ergebnisse zu erfahren.

Auch Duppers CSU-Kontrahent war weit entfernt von den Menschen. Nachdem die SPD Albert Zankl vor zwei Wochen in die Stichwahl gezwungen hatte, versuchte es der CSU-Mann mit Emotionen. In den Briefkästen der Passauer landeten fortan CSU-Werbezettel mit der Aufforderung „Albert wählen“, die distanzierte Version „Zankl wählen“ war aussortiert worden. Stinksauer waren die Passauer Bürger dann allerdings über eine weitere Marketingmaßnahme des CSUlers, die gewaltig nach hinten losging. Zwei Seiten hatte Zankl im örtlichen Anzeigenblatt eingekauft und mit einem als Interview getarnten Selbstgespräch gefüllt. Der Sozialdemokrat Dupper dagegen putzte Klinken, redete mit den Menschen, fehlte natürlich auch weiterhin nicht in den Schützenvereinen. Ein Auftreten, das ihm selbst in den Kommentaren der Passauer Neuen Presse Sympathien einbrachte. „Die Nähe zum Menschen stellte er höher als politische Ziele, die durchaus da sind“, beschied gestern wohlwollend das niederbayerische Monopolblatt. MAX HÄGLER