Jamswurzeln mit Kochbananen

Am Altonaer Bahnhof ist ein afrikanisches Schnellrestaurant eröffnet worden. Die Wirtin hat ihr Konzept jahrelang auf Märkten und Straßenfesten erprobt. Geboten wird westafrikanische Küche, dazu ein breites Sortiment an Bier vom ganzen Kontinent

VON BIRGIT GÄRTNER

Am Altonaer Bahnhofsvorplatz gibt es seit Anfang März ein Schnellrestaurant der anderen Art. Im „Tropical Point“ erwartet die Gäste die kulinarische Vielfalt Westafrikas, frisch zubereitet, appetitlich serviert und preiswert zu erstehen. „Ich koche wie in Afrika“, sagt die aus Ghana stammende Joyce Bestermann. „Allerdings nicht ganz so scharf, eher mild.“ Wem das zu „unafrikanisch“ erscheint, kann mit separat angebotenen Pasten nachwürzen und die Schärfe dabei auf den individuellen Geschmack abstimmen.

Bestermanns Angebot reicht von Hähnchenkeule für zwei Euro auf die Hand bis zum Fischteller für zehn Euro. Bohnengerichte, Kochbananen, Jamswurzel und Süßkartoffeln bereichern die Speisekarte. Dazu kann man afrikanisches Bier oder afrikanischen Wein genießen.

Rebensaft, vor allem aus Südafrika, hat schon lange die hiesigen Märkte erobert, während afrikanisches Bier noch unbekannt ist. Die Brautradition in Afrika unterscheidet sich indes kaum von der deutschen: Jede Region hat ihre Spezialitäten, das Angebot reicht von hell bis dunkel, von Pils bis Starkbier, von süffig bis herbe Enttäuschung. Im Zweifelsfall entschädigt der Anblick der malerischen Flaschen.

Beim Blick auf die Speisekarte des „Tropical Point“ scheint eine für Afrika typische Beilage zu fehlen: Fufu. Das ist ein Brei aus Maniok, Jamswurzeln, Kochbananen, Hirse, Mais, Reis oder Gries, der überall in Afrika gereicht, aber in jeder Region unterschiedlich zubereitet wird: aus Körnern oder Wurzeln, gemahlen, geschrotet oder einfach zerstampft.

„Fufu kennt in Afrika jeder“, behauptet Joyce Bestermann. „In Ghana, wo ich herkomme, wird es immer anders zubereitet, aus unterschiedlichen Zutaten und auf verschiedene Art und Weise. Auf jeden Fall muss es schön trocken sein, damit es in die Soße getunkt werden kann.“

Die Zutaten sind in afrikanischen Geschäften zu kaufen. Es gibt sogar fertige Fufu-Mischungen. Sehr lecker ist eine Variante aus Reisflocken und Gries. Im „Tropical Point“ wird es aus Kartoffelpüreepulver und Kartoffelmehl zubereitet. In Afrika wird Fufu mit der Hand gegessen. Wer das bei Bestermann ausprobieren möchte, wird mit einer Schale Wasser, Seife und einem Stück Küchenrolle versorgt.

„Kochen habe ich zu Hause gelernt hat und es hat mir immer Spaß gemacht“, sagt Bestermann. „Zu Hause“, das ist die Wirtschaft ihrer Familie in Ghana. Vor 20 Jahren kam sie mit ihrem Mann nach Deutschland, wo sie seither ihre Familie, Bekannte und Verwandte mit ihrer Kochkunst verwöhnt. Irgendwann beschloss sie, aus dem Hobby einen Beruf zu machen.

Vier Jahre lang tingelte die Ghanaerin mit ihren Spezialitäten über Märkte und Straßenfeste. Auch auf dem Ottenser Weihnachtsmarkt und bei der Altonale hatte sie einen Stand. Das bunte Treiben in Altona gefiel Bestermann besonders gut. „Ein eigenes Restaurant in Altona, das war mein Traum“, erzählt sie. Als sie dann sah, dass ein Ladenlokal am Paul-Nevermann-Platz frei wurde, zögerte sie nicht lange und machte sich daran, diesen Traum mit dem Imbiss-Restaurant „Tropical Point“ zu verwirklichen.

Jetzt wünscht sie sich vor allem eins: Menschen, die ihre Kochkunst zu würdigen wissen. „Es wäre schön, wenn die Deutschen etwas experimentierfreudiger wären und sich auf den Geschmack Afrikas einlassen könnten“, sagt Joyce Bestermann. „Unser Restaurant ist eine echte Rarität und allemal eine Alternative zum Asia-Imbiss, der Dönerbude, dem Pizzastand oder gar Fastfoodketten.“

Tropical Point, Paul-Nevermann-Platz 1, Hamburg-Altona