: Das Bild eines Gedanken
Der Fotograf Heinz Teufel ist ein Spezialist für Schleswig-Holstein-Bildbände. Darüber hinaus verfolgt er mit der „Gestischen Fotografie“ ein künstlerisches Konzept, das über Landschaften hinaus geht. Jetzt erhält Teufel den Nordfriesischen Kulturpreis
Als die Geschichte mit dem Magazin Geo passierte, war Heinz Teufel noch ein junger Mann. Er hatte Bildhauerei und Malerei studiert und sich gerade damit beschäftigt, ein großes Stück schleswig-holsteinischer Westküste künstlerisch zu gestalten. An einem jener Tage kam ein Freund vorbei, Teufel war gerade dabei zu schaufeln, und der Freund sagte, er brauche einen Fotografen, zum Fotografieren in Mombasa. Zuvor allerdings müsse Teufel noch nach Hamburg, um sich bei den Initiatoren vorzustellen. Teufel wartete eine Stunde, was er ziemlich unangebracht fand, und legte den Hamburger Herren dann sechs Fotos als Arbeitsproben vor, alle in schwarz-weiß, weil ihm Farbfilm zu teuer war. „Die sagten: ‚Den Job können Sie haben‘, und ich wusste gar nicht, welches Magazin das war“, sagt Teufel.
Es war die erste Geschichte, die Teufel für das Magazin Geo gemacht hatte. Erschienen ist sie nie. Dafür riefen ihn die Redakteure danach an, ob er eine Geschichte über die Motive des Malers Emil Nolde machen könne. „Nolde hat sich ja in der nordischen Landschaft getummelt. Da bin ich spazieren gelaufen und habe das auf meine Art fotografiert.“ Lange später, im Jahr 1996, wählten die Leser Teufels Nolde-Beitrag zur besten Geo-Geschichte der ersten 20 Jahre Geo. Und nochmal ein paar Jahre später, im März 2008, teilte die Nord-Ostsee-Sparkassen Kulturstiftung Nordfriesland mit, dass sie Heinz Teufel mit dem diesjährigen Nordfriesischen Kulturpreis auszeichnen wird. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird am 20. April in Husum übergeben.
Der gebürtige Eckernförder Teufel bekommt den Preis auch deswegen, weil er mit seinen Bildern die Region weit über ihre Grenzen hinaus bekannt gemacht habe, lässt die Stiftung wissen. Denn Teufel war einerseits viel für Geo, Focus und das Zeit-Magazin unterwegs, andererseits aber veröffentlichte er rund 70 Kalender und 14 Bücher über Schleswig-Holstein. „Für mich ist die nordische Landschaft schon sehr wichtig“, sagt Teufel.
Teufel, 59, ist in einem Dorf in Schleswig-Holstein groß geworden und hat sich die Landschaft dort buchstäblich erlaufen. „Ich bin wirklich gelaufen, auch schnell, 12 Kilometer am Stück, querfeldein. Das Fahrrad fahren habe ich abgelehnt. So haben die Füße diese Landschaft erlebt, und auch die Augen. Das ist geblieben.“
Teufel ist zum Spezialisten geworden für Landschaftsfotografie, für Wolken, Horizonte, Seen und Bäume. Und Teufel hat sich darüber hinaus ein Konzept überlegt: „Ich habe mich gefragt: Ist es möglich, das, was ich augenscheinlich wahrnehme, und das, was ich denken kann, fotografisch zu verbinden?“
Herausgekommen ist dabei Teufels Konzept von der „Gestischen Fotografie“, bei der er scharfe Bildkomponenten kombiniert mit den unscharfen Komponenten, die durch Bewegungsdynamik entstehen. „Ich bringe meine Körperbewegung mit in das Bild ein. So entsteht eine neue Ganzheit von Bildrealität. Ich habe es fertig gekriegt, das Augenscheinliche, und das, was ich denken kann, zusammenzubringen.“ Und man weiß nicht ganz, ob der Vorstandschef der Nord-Ostsee-Sparkassen Reinhard Henseler dieses Gestaltungsprinzip auch zur Kenntnis genommen hat, wenn er sagt: „Wie kaum ein anderer vermag Teufel die für Seebüll typischen Blumenlandschaften und Westküstenhimmel mit seiner Kamera einzufangen.“
Teufel jedenfalls hat seine Fotografie-Philosophie auch zum Bestandteil von Workshops gemacht, die er seit einiger Zeit unter anderem regelmäßig in dem Ostseeheilbad Zingst anbietet. Die „Gestische Fotografie“ nämlich ist ein Teil von Teufels Konzept, den Auflösungstendenzen der Moderne einen neuen Sinn für das Ganze entgegenzusetzen.
Teufel versteht das fotografische Bild als Weltsprache. Und sagt: „Gute Fotografie hat immer etwas Piktogramm-artiges in der Gestaltung. Wenn Fotografen auf diesem Level fotografieren können, dann verstehen alle Leute, was gemeint ist. Ohne, dass man diskutieren muss.“ KLAUS IRLER
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