hamburger szene
: Frieden ist machbar

„Also die Boxen sind jetzt eigentlich eher auf der Hinterseite von dem Wagen“, macht die kleine langhaarige Mittvierzigerin die Ansage in ihr Mikro. „Insofern wär’s vielleicht ganz gut, wenn ihr euch mehr da so hinstellt.“ Und weil alle Friedensmärschler auf dem Ostermarsch vor der Friedenskirche hier so standen, nämlich an der Längsseite des grafittibemalten Wagens, und nicht da so, wo die Boxen die Nachricht hinschallten, blieben sie alle hier so stehen – wahrscheinlich weil sie die Ansagerin nicht gehört hatten.

Dementsprechend hörten sie auch recht wenig von den Reden, die in der nächsten Dreiviertelstunde folgten, gehalten von verschiedenen Vertretern von verschiedenen Interessengruppen – viele mit Palituch – in der Kälte im leise fallenden Schnee. Eifrig wurden Flugblätter verteilt, von noch ganz anderen Interessensgruppen, denen, die’s nicht ganz auf die Bühne geschafft hatten – mit ihrem Glauben an den Kommunismus oder an die Ufos. Und Harry Rowohlt? Guckte ganz freundlich, die ganze Zeit.

Die verschiedenen Träger der verschiedenen Fahnen – die meisten mit den Wort „Frieden“ geschmückt – fingen an, unruhig durch die kleine Menge zu laufen, und allen Leuten hinter ihren Fahnen einen auf den Dötz zu hauen, mit dem Fahnenstiel. Auf dem Wagen fand man, es sei Zeit, loszumarschieren. Man sei inzwischen auch durchgefroren. Die paar Menschen, die auf den Balkons standen, gingen wieder rein, es war halt auch kalt draußen. REBECCA CLARE SANGER