Löffelente steht nicht auf Ersatz

Die Ausgleichsfläche für die Airbus-Fabrik bei Hamburg wird von einer wesentlichen Vogelart nicht angenommen. Umweltverband BUND verlangt von künftiger Regierung ein Konzept

Der naturschutzrechtliche Ausgleich für die Airbus-Fabrik bei Hamburg scheint in einem entscheidenden Punkt nicht zu funktionieren. Die Löffelente, eine der Arten, die aus EU-Sicht wesentlich sind, nimmt das für sie geschaffene Ersatzwatt nicht an. Sollte sich das nicht ändern, könnte ein derzeit ausgesetztes Vertragsverletztungsverfahren der Europäischen Kommission gegen Deutschland wieder akut werden. Der Umweltverband BUND verlangte angesichts der laufenden Koalitionsverhandlungen Taten. „Die Stadt Hamburg und ihre neue Regierung – egal welcher Couleur – muss noch in diesem Jahr ein Konzept vorlegen, wie dieses Problem acht Jahre nach dem Eingriff ins Mühlenberger Loch gelöst werden soll“, forderte Landesgeschäftsführer Manfred Braasch.

Das Mühlenberger Loch ist eine große, flache Elbbucht, die bei Ebbe trocken fällt. Ein solches Süßwasserwatt ist äußerst selten und daher als Schutzgebiet nach der EU-Vogelschutz- und der Flora-Fauna-Habitat(FFH-)Richtlinie ausgewiesen. Als Flachwassergebiet ist es wichtig für den Sauerstoffhaushalt der Elbe. Es gilt als Kinderstube der Fische und als Drehscheibe für den Vogelzug. Insbesondere für die Löffel- und die Krickente fungiert es als wichtiger Rastplatz.

Damit das Hamburger Airbus-Werk für die Teilfertigung des Riesenairbus A380 erweitert werden konnte, wurde ein Fünftel des Mühlenberger Lochs zugeschüttet. Wegen der besonderen wirtschaftlichen Bedeutung des Projekts gab es eine Ausnahmegenehmigung von der EU. Voraussetzung dafür war, dass der Verlust für die Natur andernorts ausgeglichen würden.

Von den versprochenen Ausgleichsmaßnahmen ist bisher allerdings nur eine umgesetzt worden und diese scheint nicht die gewünschten Folgen zu zeitigen: die Umwandlung von zwei Dritteln der Elbinsel Hahnöfersand in Süßwasserwatten. Nach dem jüngsten Monitorin-Bericht vom Herbst 2007 nimmt die Löffelente das Watt nicht an. Im zuerst geschaffenen Watt im ehemaligen Ostteil der Insel zählten die Ornithologen maximal 16 Vögel, im Westteil gar keine. Die Bestände seien „nahezu zusammengebrochen“, stellt der BUND fest. Gut angenommen wird das Gebiet dagegen von der zweiten besonders schutzwürdigen Art, der Krickente, von der sich insgesamt fast 4.000 Exemplare im neuen Watt breit machten.

Warum die Löffelente sich hier nicht niederlassen will, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Der BUND vermutet, dass das Gebiet schon zu stark verlandet sei und es für die Löffelente nicht genug flaches Wasser gibt, aus dem sie ihre Nahrung seihen kann. Er kann sich dabei auf den Monitoring-Bericht berufen, der für den östlichen Teil des Ausgleichsgebiets von einer starken Verschlickung spricht, so dass dieser Bereich sehr schnell trocken falle. „Dann beschränkt sich eine besonders nahrungsreiche Grenzzone zwischen Wattflächen und Wasser auf den westlichen Teil des Ausgleichsgebietes“, heißt es dort. „Flachwasserzonen sind in dieser Tidephase im östlichen Ausgleichsgebiet nicht mehr vorhanden.“

Die für den Ausgleich verantwortliche Realisierungsgesellschaft Rege sieht das anders. Das Gebiet müsse erst einmal aufschlicken, sagt deren Geschäftsführer Hartmut Wegener. Es brauche Zeit, sich zu entwickeln. Das sehe auch die EU-Kommission so. Bis 2008/ 2009 sollten sich die erhofften „Sedimentationserfolge“ eingestellt haben. GERNOT KNÖDLER