Landesbanken trifft die Krise noch härter

Zwei der angeschlagenen Landesbanken legen ihre Bilanzen vor: Die WestLB hat bereits am Mittwoch Verluste von 1,6 Milliarden Euro eingeräumt, bei der BayernLB werden es anstelle der 1,9 Milliarden vielleicht sogar 4 Milliarden Euro sein

VON MAX HÄGLER,
MÜNCHEN UND MAIKE BRZOSKA, BERLIN

Seit einigen Monaten verlauten regelmäßig neue Verlustwarnungen aus den Landesbanken. Diese Woche ist es nun ernst: Zwei der vier angeschlagenen Geldinstitute müssen offenlegen, wie viel Geld sie tatsächlich mit Immobilienkrediten und exotischen Finanztiteln verloren haben.

Den Anfang machte gestern die WestLB. Sie meldete einen Verlust von 1,6 Milliarden Euro für 2007, die Abschreibungen belaufen sich auf 2 Milliarden Euro. Damit ist die Düsseldorfer Bank tiefer in die roten Zahlen gerutscht als erwartet: Noch im Januar gab das angeschlagene Geldinstitut ein Minus von 1 Milliarde Euro und Abschreibungen in gleicher Höhe an.

Der scheidende WestLB-Chef Alexander Stuhlmann zeigte sich trotzdem optimistisch. Die Bank gehe nun die notwendigen Restrukturierungen an, sagte er. Bereits am Dienstag wählte der Aufsichtsrat Heinz Hilgert zum neuen Vorstandsvorsitzenden, der den provisorisch eingesetzten Stuhlmann Anfang Mai dieses Jahres ablösen wird. Dessen Optimismus resultiert wohl auch aus dem von den Eigentümern der Bank gespannten Risikoschirm. Das Land Nordrhein-Westfalen sowie Sparkassen- und Landschaftsverbände bürgen nämlich mit insgesamt 5 Milliarden Euro für die verlustträchtigen Wertpapiere, die in einer Zweckgesellschaft ausgelagert werden sollen. Um Kosten zu sparen, würden bis 2010 außerdem 1.350 Arbeitsplätze abgebaut, sagte Stuhlmann gestern.

Heute blicken Finanzwelt und CSU-Politiker nach München. Dort stellt der Bankvorstand der bayerischen Landesbank seine Bilanz für 2007 vor und gibt bekannt, ob es bei den im Februar genannten Verlusten bleibt oder alles noch viel schlimmer wird. Im Februar wurden bereits Abschreibungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt – gegen den Widerstand von Bayerns Finanzminister und CSU-Chef Erwin Huber. Der wollte gar nichts sagen und verwies immer wieder auf die heute stattfindende Bilanzpressekonferenz. Die Aufschiebetaktik Hubers, der auch stellvertretender Vorsitzender des aufsichtsführenden Verwaltungsrates ist, schlug bekanntlich fehl. Als Konsequenz wird – ebenfalls heute – ein Untersuchungsausschuss im Landtag eingesetzt, um zu klären, ob Huber das Parlament angelogen hat.

Doch es sind nicht die einzigen Probleme für Huber und die zweitgrößte Landesbank Deutschlands. In der vergangenen Woche verplauderte sich Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein in einem Lokalblatt – und plötzlich standen offiziell 4 Milliarden Euro Verluste bei der BayernLB im Raum.

Abseits des Kommunikationsdebakels verwundern die hohen Verluste der staatlichen Bank nicht, wenn man sich die fortgesetzt waghalsigen Geschäftsaktivitäten der letzten Jahre vor Augen führt. Da gab es nicht nur geplatzte Milliardenkredite für den TV-Mogul und CSU-Freund Leo Kirch, sondern auch 650 Millionen Euro Verluste im Asiengeschäft. Doch gelernt hat die Bank aus dem Versagen der letzten Jahrzehnte anscheinend wenig.

Eigentlich haben Landesbanken in Deutschland einen öffentlichen Auftrag, etwa den Mittelstand zu fördern. Die BayernLB zum Beispiel hat die Aufgabe „den Freistaat Bayern und seine kommunalen Körperschaften einschließlich der Sparkassen zu unterstützen“. Mit dem Staat als Bürge genießen sie dafür uneingeschränkte Bonität und erhalten dafür sogar weitaus günstigere Kredite als private Institute.