Hannover: Streit um Bürgerfunk

Ein Radiosender mit dem Schwerpunkt auf einem besseren Musikmix, auf Lokalnachrichten oder auf der Beteiligung der Macher – wer auf der UKW- Frequenz 106,5 MHz in und um Hannover ab dem 1. April 2009 sendet, wird heute vorentschieden. Alle drei Interessenten für die Frequenz treffen zusammen, um über eine Kooperation zu verhandeln: der bisherige Lizenzinhaber Radio Flora, der Bürgerfunk Neustadt und das Radioteam Niedersachsen. Einigen sich die Interessenten nicht, liegt die Zukunft des klassischen Bürgerfunks Radio Flora in den Händen der niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM). Das Gremium gilt als mehrheitlich konservativ.

Bisher wollen die Neustädter und Radio Flora einen gemeinsamen Antrag einreichen. Ob das Radioteam Niedersachsen dazustößt, ist unklar. In der letzten Woche schickte das Radioteam den inhaltlichen Teil seines Erstantrags an die Mitbewerber.

Hinter dem Radio-Team steht vor allem Andreas Kuhnt, der beim privaten Radio FFN in dessen Anfangsjahren arbeitete. Er hat sich Unterstützung aus Hannovers Wirtschaft, vom Freiwilligenzentrum und dem Fahrgastfernsehen der Straßenbahn geholt und will ein Cityradio aufbauen, das durch ein Musikprogramm jenseits des privaten Formatradios überzeugt.

Auch Radio Flora hat klare Vorstellung von den Zielen eines Bürgerfunks: „Das Radioprogramm sollte eine publizistische Ergänzung sein, auf Mitbestimmung und gesellschaftlichem Engagement basieren und sich den Themen Integration und Medienkompetenz annehmen“, sagt Vorstandsmitglied Caren Becker.

Wenn alle drei zusammenkommen wollen, haben sie bis zum 9. Juli Zeit, über einen Dreier-Antrag zu verhandeln. Andernfalls können die Anbieter bis zum 21. April ihre Anträge überarbeiten. Dann würde die Versammlung der NLM über die Vergabe zwischen den beiden konkurrierenden Parteien entscheiden. Bei den Verhandlungen gelten vor allem die Organisationsform und der Grad der Mitbestimmung der Vereinsmitglieder als kritisch.

Dass die Frequenz neu vergeben wird, rechtfertigt die NLM mit der miesen Quote des linksliberalen Radio Flora: Nur 2.000 Stammhörer verfolgten das Programm des hannoverschen Bürgerfunks. Die Landesmedienanstalt hatte die Reichweite der Bürgerradios im Land messen lassen. DANIEL KUMMETZ