Nächster Rückschlag für Hillary Clinton

Mark Penn, politischer Chefstratege der Clinton-Kampagne, muss zurücktreten. Er wollte als PR-Mann Werbung für ein Freihandelsabkommen mit Kolumbien machen. Solche Abkommen lehnt Hillary Clinton im Wahlkampf aber als „Jobkiller“ ab

AUS WASHINGTON ADRIENNE WOLTERSDORF

Hillary Clintons Kampf um die Nominierung als Präsidentschaftskandidatin steht unter keinem günstigen Stern. Nach der Trennung von ihrer ersten Wahlkampfmanagerin Patty Solis-Doyle, einer Ebbe in der Wahlkampfkasse, nun noch ein kräftiger Rücksetzer: Kurz vor den Vorwahlen im US-Bundesstaat Pennsylvania wirft Mark Penn, der politische Chefstratege der Hillary-Kampagne, das Handtuch. Penn habe Clinton gebeten, ihn zu entlassen, teilte Wahlkampfleiterin Maggie Williams am Sonntagabend mit.

Anlass des kaum kaschierten Rauswurfs ist ein Treffen Penns mit Vertretern der kolumbianischen Regierung vergangene Woche in Washington. Penn verantwortete nämlich nicht nur Clintons Wahlkampf, sondern leitete zeitgleich auch eine private Lobbyfirma. Die soll im Auftrag der kolumbianischen Regierung für ein Freihandelsabkommen mit Washington werben.

Seit dem Wahlkampf in Ohio Anfang März wirbt Clinton jedoch bei US-Wählern intensiv mit der Botschaft, dass sie Freihandelsabkommen ablehne, weil diese Jobkiller seien. Neuerdings will sie sogar gegen das von ihrem Ehemann und Expräsidenten Bill Clinton durchgesetzte Freihandelsabkommen Nafta gewesen sein.

Für Hillary Clinton hätte der Zeitpunkt des Rauswurfs von Penn nicht unglücklicher ausfallen können. In 14 Tagen wird in Pennsylvania gewählt – einem Bundesstaat mit vielen Delegiertenstimmen, bei dem Clinton aufgrund der Demographie – weiße katholische Arbeiter – gute Chancen hätte, zu gewinnen. Ohnehin muss die Senatorin einen Erfolg verbuchen, wenn sie mit gutem Grund weiter im Rennen bleiben will. Während sie bis vor wenigen Tagen laut Umfragen in der Wählergunst deutlich vor ihrem Konkurrenten und innerparteilichen Rivalen Barack Obama lag, bekam sie am Wochenende einen Dämpfer: In der neuesten Erhebung liegt Obama mit 46 Prozent vor Clinton mit 43 Prozent. Zudem konnte Obama nach eigenen Angaben im März rund 40 Millionen Dollar an Spenden für seinen Wahlkampf sammeln. Die einstige demokratische Favoritin brachte hingegen nur rund 20 Millionen Dollar zusammen.

Mark Penns Fehltritt ist für Clinton deswegen so bitter, weil der Stratege zum engsten Clinton-Kreis zählte. Er leitete 1996 Bill Clintons Kampagne zur Wiederwahl. Kritik für ihr Festhalten an Penn hatte Hillary Clinton schon nach der ersten Vorwahl, am 3. Januar in Iowa, einstecken müssen. Damals unterlag Clinton dem Außenseiter und Neuling Barack Obama – und es wurde schnell klar, dass ihr Wahlkampf mit einer falschen Strategie begonnen hatte.

So war es Penn, der ihr geraten hatte, sich nur auf die großen Bundesstaaten zu konzentrieren – und die kleinen außer Acht zu lassen. Dort punktete dafür Obama umso konsequenter und sammelte bis zu hundert Delegierte mehr als Clinton. Und es war Penns Beharren, dass sich die spröde Politikerin nicht um ihr menschliches Image sorgen müsse – sondern ganz mit ihrer Erfahrung als First Lady werben solle. Eine strategische Fehlentscheidung: Denn wie sich von Anfang an zeigte, überzeugt ihr Konkurrent Obama vor allem mit Persönlichkeit, Authentizität und mit seiner Biografie.

Penn wird dennoch als Meinungsforscher für die Hillary-Kampagne weiterarbeiten. Penns bisherigen Job sollen Geoff Garin und Howard Wolfson übernehmen. Garin machte bislang Meinungsumfragen für Clinton, Wolfson ist ihr langjähriger Kommunikationsdirektor.

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