Proll gegen Proll

Wer soll heute Abend bei Heidi Klums Modelshow rausfliegen und wer bleiben? Sarah oder Gina-Lisa?

Sarah

Ja, vielleicht ist es eine Art Mutterinstinkt. Die Geschichte von „Germany’s next Topmoppel“ Sarah ist aber auch rührend. Ehemaliges Pummelchen mit Brille und Zahnspange will Topmodel werden. Da bietet ProSieben ganz großes Gefühlskino.

Das Schöne daran ist: Man nimmt es Sarah ab. Im Gegensatz zu Heulsuse Gisele boykottiert sie nicht jede zweite Aufgabe, nein, sie kämpft mit Herz und Ruhrpott-Slang. Lässt sich trotz Bäuchleinkomplex von Mama Heidi überreden, im Zweiteiler am Strand zu posieren. Zack die Bohne! Ist doch schön, wenn ein Model auch mal menschelt. Arrogante Zicken gibt’s in der Sendung schließlich genug. Dass Sarah aussteigen will, wenn Busenfreundin Gina-Lisa nicht weiterkommt, kann man scheiße finden, schließlich geht es um eine internationale Karriere auf den Laufstegen dieser Welt. Aber hier werden endlich mal Prioritäten gesetzt: Es sind die inneren Werte, die zählen. Oder mit den Worten von Gina-Lisa: Blondinenpower hält auf Dauer. Leider ist die Gina ein bisschen zu porno, um ernsthaft eine Chance zu haben. Sarah dagegen ist wandelbar, eine wichtige Eigenschaft für ein zukünftiges Model. Wenn Sarah gewinnt, können die Zuschauerinnen endlich aufatmen. Baucheinziehen ist dann out. Das wär doch mal was. FS

Gina-Lisa

Wenn Gina-Lisa gehen muss, bin ich auch weg. Ein Knopfdruck – und „Germany’s Next Topmodel“ hat einen Zuschauer weniger. Endgültig. Tschööö! Das ist gelebte Konsumentenmacht.

Und ein Witz, leider; selbst nach Gina-Lisas Ausscheiden würde ich wohl weitergucken – wenn auch nicht so gern. Schauen wir den Tatsachen ins Auge: Ich bin Wachs in den Händen von Heidi Klum – ausgerechnet.

Gina-Lisa, 21, angehende Fitnesstrainerin aus Seligenstadt, ist alles, was Klum nicht ist: witzig, herzlich, aufrichtig, loyal. Ehrenwerte Tugenden, die allerdings auf dem Laufsteg oder im Fotostudio unwichtig bis hinderlich sind. Models werden nicht dafür bezahlt, ein netter Mensch zu sein, sondern wie einer auszusehen – siehe Klum.

Deswegen nimmt die Jury auch billigend in Kauf, dass den Schmolllippen von Gina-Lisas Konkurrentin Gisele nur Quengeleien und Gehässigkeiten entweichen. Hauptsache, sie kommt bei den Shootings gut rüber.

Fotogen ist auch Gina-Lisa zweifellos. Und wird doch nicht „Germany’s Next Topmodel“ werden – dafür ist sie zu klein, zu drall und ein bisschen zu … – nun ja, prollig. Unsere Wege werden sich also trennen – aber muss das echt schon heute sein?

Komm, Gina, du schaffst das: Zack die Bohne! DENK