Die Explosion der Lebensmittelpreise führt weltweit zu Unruhen
: Rückbesinnung auf den Kleinbauern

Nicht nur in Haiti kam es zu Unruhen. Massenstreiks und Aufruhr werden auch aus einer ganzen Reihe anderer Länder in Afrika und Asien gemeldet. Die dramatisch gestiegenen Lebensmittelpreise destabilisieren weltweit immer mehr Länder. Es droht eine Krise, deren Folgen nicht absehbar sind, fürchten deshalb viele Experten, von der EU-Kommission bis zur UN-Ernährungsorganisation (FAO).

Nun zeigt sich, dass die Globalisierung der Märkte eben nicht nur die Preise sinken lässt und das Angebot für den Verbraucher vergrößert. Sie kann auch zu Inflation und Verknappung führen, gerade auch bei den allerwichtigsten Gütern.

Die Welt erlebt jetzt die Spätfolgen einer verfehlten Politik. Den hochsubventionierten Exportprodukten der Agrarindustrie der reichen Nationen wurde Vorrang eingeräumt gegenüber der Selbstversorgung jener Milliarden Menschen, die in ländlichen Regionen armer Länder leben. Dort ist die Landwirtschaft oft unrentabel geworden. Um der Armut zu entfliehen, sind viele Millionen Menschen in die Metropolen abgewandert, wo sie nun auch kaum noch überleben können.

Langfristig kann das Problem nur durch eine Erhöhung der globalen Nahrungsmittelproduktion gelöst werden. Noch immer liegen gigantische Flächen brach oder werden nicht genutzt, weil es an Investitionen, Absatzmärkten und Sicherheiten mangelt.

Kurzfristig aber gilt es, Nahrungsmittel wieder billiger zu machen. Doch das ist nicht so einfach. Viele Regierungen armer Länder reagieren auf die Proteste wegen zu hoher Preise, indem sie die Importzölle für Grundnahrungsmittel senken oder ganz abschaffen. Damit bringen sie ihre eigenen Bauern aber gegenüber der Massenproduktion des Agrarbusiness aus Europa, Nordamerika und Teilen Asiens nur in noch größere Nöte. So steht das kurzfristige Ziel, die Preise für die Verbraucher zu senken, dem langfristigen Ziel entgegen, für lokale Produzenten ein höheres Einkommen zu erzielen.

Kurzfristig lässt sich dieses Dilemma nicht lösen. Langfristig aber muss das oft verschmähte und gering geschätzte Metier des Kleinbauern wieder in den Mittelpunkt der Politik rücken.

DOMINIC JOHNSON