Indien drängt nach Afrika

Konferenz diskutiert wirtschaftliche Kooperation. Wettstreit mit China um Märkte und Rohstoffe

DELHI taz ■ Lange hat Indien dabei zugesehen, wie sich Konkurrent China in Afrika Absatzmärkte und Rohstoffe gesichert hat. Nun hat das Land ebenfalls die Initiative ergriffen: Beim ersten Indisch-Afrikanischen Gipfeltreffen in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, das am Mittwoch endete, unterzeichnete Indien mit zahlreichen afrikanischen Staaten Abkommen.

Indien werde stark in Entwicklungsprojekte in Afrika investieren, um die wirtschaftlichen Beziehungen zu stärken, sagte Premier Manmohan Singh. Eine halbe Milliarde US-Dollar wird dafür zur Verfügung gestellt. Außerdem werde Indien seine Importzölle für Produkte aus den ärmsten Ländern der Welt senken, von denen viele in Afrika liegen.

An dem zweitägigen Gipfel nahmen 14 afrikanische Staats- und Regierungschefs teil, unter ihnen Südafrikas Präsident Tabo Mbeki, Ugandas Präsident Yoweri Museveni und Äthiopiens Premier Meles Zenawi. Mbeki sagt bei dem Treffen, Indien und Afrika teilten viele Probleme: „Wir haben beide dieselben Feinde: Armut und Unterentwicklung.“

Indien sah sich zum Handeln gezwungen, denn Peking ist bereits seit Jahren in Afrika aktiv und investiert dort auch in Bürgerkriegsregionen wie dem Kongo, scheut sich aber auch nicht davor, Geschäfte mit international kritisierten Regimen wie dem des Sudan zu machen. In letzter Zeit geht China verstärkt auf afrikanische Commonwealth-Staaten zu, zu denen Indien eigentlich gute Beziehungen unterhält. Der Handel zwischen Indien und den afrikanischen Staaten hat sich in den vergangenen fünf Jahren zwar auf 25 Milliarden US-Dollar verfünffacht; dennoch beträgt er gerade einmal die Hälfte des chinesisch-afrikanischen Handelsvolumens. Bei Bieterschlachten um neue Ölfelder waren indische Konzerne wiederholt chinesischen Unternehmen unterlegen.

Doch neben den begehrten Rohstoffen bieten sich in Afrika für Indien auch lukrative Absatzmärkte. Eigenentwicklungen indischer Konzerne in den Bereichen Telekommunikation, IT und Landwirtschaft könnten ohne größere Umstellungen in Afrika eingesetzt werden. Indien hat bereits mehrere afrikanische Staaten mit preiswerter Internet-Technologie ausgestattet. Im riesigen Markt der Pharma-Generika ist Afrika bereits einer der größten Abnehmer indischer Produkte. Auch das kürzlich vorgestellte 2.000-Euro-Auto des indischen Herstellers Tata Motors könnte in Afrika auf große Nachfrage stoßen. SASCHA ZASTIRAL