Wenn die Pflege ausgelagert wird

Billigkräfte in Krankenhäusern sind ein bundesweiter Trend – das bestätigen Gewerkschaft und auch die Hamburger Krankenhausbetreiber. An einem dortigen Träger für „Schmalspur-Ausbildungen“ ist ausgerechnet der DGB beteiligt

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist indirekt an dem umstrittenen Ausbildungsunternehmen „MaxQ“ beteiligt. Das Unternehmen ist Bildungspartner des Berufsfortbildungswerks, das wiederum eine gemeinnützige Einrichtung des DGB ist. Max Q bietet Aus- und Fortbildungen für das Sozial-, Erziehungs- und Gesundheitswesen an – unter anderem für so genannte „Serviceassistenten im Krankenhaus“. Diese sollen in Kliniken das Pflegepersonal entlasten, indem sie beispielsweise Getränke verteilen oder Telefonkarten von Patienten aufladen.

Nach Recherchen der taz werden diese Serviceassistenten jedoch auch in der Pflege selbst eingesetzt. Dadurch erfüllen sie annähernd die selben Aufgaben wie eine Pflegekraft – ohne jedoch dementsprechend ausgebildet und bezahlt zu werden. Auf Kritik stößt das nicht zuletzt bei Gewerkschaften.

Nach Angaben von Hilke Stein, Ver.di-Sprecherin für die Hamburger Krankenhäuser, ist die Dienstleistungsgewerkschaft grundsätzlich gegen „Schmalspur-Ausbildungen in der Pflege“. Auslagerungen in diesem Bereich führten letztlich dazu, dass sich die Qualität insgesamt verschlechtere. „Allerdings ist das Berufsfortbildungswerk des DGB eine rechtlich eigenständige Organisation“, erklärt Stein. „Deshalb kann es von unserer Seite auch keine unmittelbare Einflussname auf seine Arbeit geben.“

„Serviceassistenten passen sich den Ansprüchen des Marktes, sprich: der Krankenhäuser, an“, sagt hingegen Max Q-Sprecherin Angelika Steinkopf. Dabei gehe es nicht um die Verdrängung von Fachkräften, sondern darum, Krankenschwestern von einfachen Aufgaben zu entlasten. Dass ihr Einsatz im Krankenhaus ein bundesweiter Trend sei, bestätigt indes auch die Hamburgische Krankenhausgesellschaft, in der 38 Kliniken zusammengefasst sind.

„Billigkräfte im Gesundheitswesen sind leider normal“, sagt Oliver Dilcher, Ver.di-Referent für Konzernbetreuung im Gesundheitswesen. Durch die Aufteilung der Arbeit in die Bereiche Service und Pflege werde überall versucht, Geld zu sparen – neben der Qualität litten jedoch vor allem die Arbeitnehmer unter dieser Maßnahme.

„Krankenhäuser gründen zum Teil konzerninterne Leiharbeitsfirmen, über die sie nicht mehr an Tarifverträge gebunden sind“, sagt Dilcher. „Darüber können sie teilweise ihre eigenen Leute nach einer Entlassung zu Dumping-Preisen erneut einstellen.“ JESSICA RICCÒ