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: Peitschen im Karoviertel

Zu den Vorzügen eines Wochenendes gehört ein ausgiebiges Frühstück im Karoviertel. Meine Freundin und ich sitzen entspannt in einem kleinen Café an der Glashüttenstraße, als sie plötzlich auf die Idee kommt, die Hansepferd-Messe nebenan zu besuchen. Pferdemesse? War ich noch nie.

Es ist später Nachmittag, und einige Besucher verlassen die Hallen bereits wieder. Auffällig viele Frauen kommen uns entgegen, und fast alle halten eine Peitsche in der Hand. „Gibt es die umsonst?“, fragt meine Freundin. Auch möglich, dass Peitschen jetzt angesagt sind und wir das verschlafen haben.

Im Innern der Hallen begegnen wir noch mehr Frauen mit noch mehr Peitschen. Umsonst gibt es die nicht. Etwas enttäuscht schlängeln wir uns durch die Besucher, vorbei an Cowboy-Hüten und Airbrush-Shirts mit wilden Pferden. Wir streicheln die gelangweilten Gäule in den Boxen und kucken einem Amerikaner beim Westernreiten zu.

Nach einer Weile haben wir genug, außerdem können wir noch immer keine Peitsche die unsere nennen. Aber zehn Euro? Nee, wir wollen ja nur eine, weil alle eine haben, wie das halt so ist. Weshalb die Damen Peitschen aus den Hallen schleppen, ist uns nach wie vor schleierhaft. Das können unmöglich alles bislang peitschenlose Reiterinnen sein.

Wir sind zu feige, sie danach zu fragen. Aber gewiss gibt es eine logische Erklärung.

ANJA GRÜNENFELDER