Industrie setzt auf effiziente Produktion

Zumindest auf der Hannover Messe bekennt sich die deutsche Wirtschaft zu Energieeffizienz. Lob von Merkel

HANNOVER taz ■ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nennt die Leistungsschau in Hannover unverdrossen weiter die „größte Industriemesse der Welt“ – obwohl der Veranstalter selbst diesen Titel für die Hannover Messe schon seit Jahren nicht mehr reklamiert. 5.100 Aussteller versuchen dort derzeit, ihren Kunden aus aller Welt unter dem Motto „Get new technology first“ modernste Produktionsanlagen und -verfahren zu verkaufen.

Zu bestaunen sind vor allem die Früchte des Zusammenwachsens von Maschinen- und Anlagenbau mit der Mikroelektronik. Die intelligente Produktionstechnik, die dabei entsteht, ist nicht mehr nur automatisiert, sondern vor allem energieeffizienter. Automatisierung und Energieeffizienz sind denn auch die diesjährigen Schwerpunkte der Investitionsgüterschau.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich nach ihrem Rundgang über das Gelände „sehr beeindruckt“ von der erreichten Energieeffizienz. „Die Kombination unserer Fähigkeit, Maschinen und Anlagen zu bauen mit den modernen Methoden der Elektrotechnik und der Computer, zeigt, dass Deutschland in vielen Bereichen Weltmarktführer ist“, sagte sie.

Was Elektroindustrie und Maschinenbau gemeinsam leisten können, demonstrieren ihre Verbände ZVEI und VDMA auf der Messe auf einem Gemeinschaftsstand mit Namen „Energieeffizienztunnel“. Nach den Worten von ZVEI-Präsident Friedhelm Loh zeigt der Tunnel, wie „die bereits heute verfügbaren technologischen Möglichkeiten den Stromverbrauch in Deutschland um rund 60 Milliarden Kilowattstunden reduzieren“ können.

Gespart werden kann demnach praktisch bei allem, was in der Industrie Produktionsprozesse in Bewegung hält. Allein der Energieverbrauch von Pumpen, die Druckluft erzeugen oder Flüssigkeiten bewegen, lässt sich nach Angaben des Verbandes recht einfach um bis zu 70 Prozent senken. Dazu müssen Pumpen, die ständig Volllast laufen, durch solche ersetzt werden, die je nach Druckluftbedarf elektronisch geregelt werden. Ein Absenken der Drehzahl um nur 20 Prozent kann nämlich zu einer Senkung des Stromverbrauchs um bis zu 50 Prozent führen.

Ähnliche Effizienzgewinne beim Energieverbrauch sind durch elektronische Steuerung bei Raumlüftung, Materialverdichtung oder der Kühlung von Maschinen möglich – und selbst beim Herstellen von Schokoriegeln, wie der Hersteller Bahlsen demonstrierte.

Das vom ZVEI-Präsidenten genannte Einsparpotenzial von 60 Milliarden Kilowattstunden, das sich aus einem flächendeckenden Einsatz der energieeffizienten Produktionstechniken errechnet, entspricht immerhin 40 Prozent des Jahresverbrauchs aller deutschen Privathaushalte. Bei Merkel führte die Messe zu der Erkenntnis: „Die Technologie ist viel weiter fortgeschritten als die Erneuerung alter Industrieanlagen.“ Dennoch werden alte Industrieanlagen trotz deutlich höherer Energiekosten oft genug erst am Ende ihrer Lebensdauer ersetzt. JÜRGEN VOGES